Kleines Budget, großer Wille: Wie Preußen Münster den Abstieg verhinderte

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Es war eine Saison, in der Preußen Münster zum Inbegriff des unbeugsamen Willens wurde. Nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga hatten viele Experten dem Verein aus dem Münsterland höchstens Außenseiterchancen eingeräumt. Ein kleiner Etat, ein vergleichsweise schmaler Kader und die Erfahrungslücke im Vergleich zur Konkurrenz – all das schien gegen die Preußen zu sprechen.

Doch mit Leidenschaft, taktischer Cleverness und einem bemerkenswerten Zusammenhalt trotzten die Schwarz-Weiß-Grünen allen Prognosen. Der Klassenerhalt wurde zwar erst spät gesichert, doch er fühlte sich an wie ein kleines sportliches Wunder. Diese Rückschau erzählt, wie Preußen Münster eine Achterbahnsaison zwischen Euphorie, Krisenmomenten und dem Happy End erlebte.

Ein Rückblick auf zwölf bewegte Monate in Liga zwei – geprägt von Kampfgeist, Schlüsselspielen und einem Trainerwechsel, der zum entscheidenden Faktor wurde.


📌 Inhaltsverzeichnis


Saisonstart & Erwartungshaltung

Im Sommer 2024 war die Freude in Münster riesig: Nach 33 Jahren kehrte Preußen Münster in die 2. Bundesliga zurück. Trotz der Euphorie blieb der Verein seiner Linie treu. Der Kader wurde gezielt ergänzt, ohne finanzielles Risiko einzugehen.

Wichtigste personelle Veränderung war der Abschied von Vereinsikone Max Schulze-Niehues, der nach mehr als 300 Pflichtspielen seine Karriere beendete. Johannes Schenk, bereits in der Vorsaison von Bayern München verpflichtet, rückte endgültig zur Nummer eins auf.

Neu hinzu kamen unter anderem:

  • Torge Paetow (SC Verl)
  • Holmbert Aron Friðjónsson (Island)
  • András Németh (Leihe vom HSV)
  • Joshua Mees (Kiel)
  • Mikkel Kirkeskov (Linksverteidiger)
  • Jorrit Hendrix (Mittelfeld)

Sportdirektor Ole Kittner formulierte vor Saisonbeginn klare Ziele: „Wir wissen, dass wir in jedem Spiel alles abrufen müssen. Unser Weg basiert auf mannschaftlicher Geschlossenheit und harter Arbeit.“

Zum Auftakt reiste Münster am 4. August zu Greuther Fürth und unterlag mit 1:3. Am zweiten Spieltag folgte ein torloses 0:0 gegen Hannover 96. Im dritten Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern zeigte die Mannschaft viel Einsatz, musste sich aber knapp mit 0:1 geschlagen geben. Diese Partien verdeutlichten früh, wie hart der Kampf um jeden Punkt werden würde.

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Die Hinrunde: Kampf um Respekt

Nach der langen Rückkehr in die 2. Bundesliga bekam Preußen Münster früh einen Eindruck davon, wie hoch das Niveau ist. Die ersten vier Spieltage verliefen ernüchternd: Auf die Niederlage bei Greuther Fürth folgte ein torloses Remis gegen Hannover, ehe das Team gegen Kaiserslautern und beim Hamburger SV weitere Rückschläge hinnehmen musste.

Am 5. Spieltag gelang beim spektakulären 3:3 gegen Paderborn ein erster Achtungserfolg. Nur eine Woche später folgte das erste Ausrufezeichen: Der 3:0-Auswärtssieg bei Jahn Regensburg. Doch auf diese positiven Erlebnisse folgten wieder Rückschläge: Niederlagen gegen Schalke und Nürnberg kosteten wertvolle Punkte.

Im weiteren Verlauf zeigte Münster mehr Stabilität. Gegen Fortuna Düsseldorf gelang ein wichtiger 1:0-Heimsieg. Kurz vor Weihnachten feierte das Team mit dem 2:1 bei Hertha BSC den emotionalen Höhepunkt der Hinrunde. Torwart Johannes Schenk und Kapitän Marc Lorenz ragten mit konstanten Leistungen heraus.

Dennoch blieb die Ausgangslage kritisch: Nach 17 Spieltagen standen 16 Punkte, drei Siege und acht Niederlagen zu Buche. Vor allem in Heimspielen gegen Kaiserslautern, Magdeburg und Köln ließ Münster Möglichkeiten liegen, sich deutlicher von der Abstiegszone abzusetzen.

Trainer Sascha Hildmann zog ein ehrliches Zwischenfazit: „Wir sind angekommen, aber wir müssen weiter hart arbeiten. Jeder Punkt ist überlebenswichtig.“

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Schlüsselspiele & Wendepunkte

Die Saison war geprägt von einer Reihe von Partien, die den Verlauf entscheidend beeinflussten. Einer der wichtigsten Momente war der 3:0-Erfolg am 6. Spieltag in Regensburg. Nach fünf sieglosen Partien war dieser souveräne Auftritt ein Befreiungsschlag.

Ein weiteres Schlüsselerlebnis: Der 1:0-Heimsieg gegen Fortuna Düsseldorf Anfang November. Jano ter Horst erzielte das Tor des Tages, Johannes Schenk parierte mehrfach stark. Der knappe Erfolg gegen einen Aufstiegskandidaten gab dem Team neues Selbstvertrauen.

Doch nicht alle Wendepunkte waren positiv. Das 1:4 beim Hamburger SV oder die bittere 2:3-Niederlage in Nürnberg machten deutlich, wie hart der Klassenerhalt erarbeitet werden musste.

Der vielleicht emotional wichtigste Erfolg: das 2:1 bei Hertha BSC kurz vor der Winterpause. Gegen einen individuell hochklassig besetzten Gegner spielte Münster mutig und effektiv – ein Spiel, das viele als Reifeprüfung sahen.

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Die Rückrunde: Nervenstärke entscheidet

Nach der Hinrunde lag Münster mit 16 Punkten auf Rang 15. Klar war: Es würde eine schwere Rückrunde, in der jeder Punkt zählen würde.

Der Start glückte: Ein 2:1 gegen Greuther Fürth brachte den ersehnten Heimsieg. Doch in den folgenden Wochen wechselten Rückschläge und Lichtblicke. Niederlagen gegen Kaiserslautern, den HSV, Paderborn und Schalke hielten den Druck hoch. Erst das 2:0 gegen Regensburg und das 1:0 in Elversberg verschafften wieder Luft.

Nach dem 1:1 gegen Darmstadt am 31. Spieltag zog der Verein Konsequenzen: Trainer Sascha Hildmann und Co-Trainer Louis Cordes wurden freigestellt. Geschäftsführer Ole Kittner erklärte, man wolle „einen neuen Impuls setzen“.

Christian Pander und Kieran Schulze-Marmeling übernahmen. Ihr Einstand war spektakulär: Das 5:0 in Magdeburg wurde zum Befreiungsschlag. Mit dem 2:0 gegen Hertha machte Münster den Klassenerhalt fast perfekt. Das abschließende 2:2 in Ulm reichte endgültig für Platz 15.

Viele Beobachter waren sich einig: Ohne den Trainerwechsel wäre der Verbleib in Liga zwei kaum möglich gewesen.

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Trainer, Taktik & Teamgeist

Über weite Strecken der Saison prägte Sascha Hildmann die Ausrichtung der Mannschaft. Sein Plan setzte auf kompakte Organisation, intensives Pressing und schnelles Umschaltspiel. Vor allem gegen stärker eingeschätzte Gegner wie Düsseldorf oder Hertha funktionierte dieser Ansatz mehrfach gut.

Doch im Frühjahr zeigte sich, dass die Strategie an Grenzen stieß. In engen Spielen fehlte oft die letzte Überzeugung, um Partien zu gewinnen. Die Offensive blieb lange zu harmlos – gerade gegen tiefstehende Gegner.

Der Wechsel auf der Trainerbank veränderte vieles: Christian Pander und Kieran Schulze-Marmeling ließen mutiger spielen, höher attackieren, mehr Risiko gehen. Das 5:0 in Magdeburg und der Heimsieg gegen Hertha BSC standen exemplarisch für diesen neuen Ansatz.

Unabhängig von der Taktik blieb der Teamgeist der wichtigste Faktor. Kapitän Marc Lorenz, Torwart Johannes Schenk und Routinier Mikkel Kirkeskov hielten die Gruppe auch in schwierigen Phasen zusammen. Diese Geschlossenheit machte am Ende den Unterschied.

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Statistik-Überblick

Die Saison 2024/25 war ein permanenter Kraftakt. Am Ende standen 36 Punkte – genug, um Platz 15 und den Klassenerhalt zu sichern.

  • Abschlusstabelle: Platz 15
  • Gesamtbilanz: 8 Siege – 12 Unentschieden – 14 Niederlagen
  • Tore: 40 erzielte Treffer
  • Gegentore: 43 Gegentreffer
  • Tordifferenz: –3
  • Heimsiege: 4
  • Auswärtssiege: 4

Im DFB-Pokal scheiterte Münster in Runde eins klar am Bundesligisten VfB Stuttgart (0:5).

WettbewerbSpieleSiegeRemisNiederlagenToreGegentore
2. Bundesliga34812144043
DFB-Pokal100105

Topscorer der Saison:

  • Joshua Mees – 9 Tore
  • Marc Lorenz – 4 Tore
  • Jorrit Hendrix – 4 Tore

Torwart Johannes Schenk absolvierte alle 34 Ligaspiele und sicherte Münster mehrfach wichtige Punkte.

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Stimmen aus dem Verein

Nach dem gesicherten Klassenerhalt fielen viele Steine von den Herzen. Geschäftsführer Ole Kittner lobte die Reaktion der Mannschaft auf den Trainerwechsel: „Wir wussten, dass wir ein Risiko eingehen. Aber die Energie, die danach frei wurde, war genau das, was wir gebraucht haben.“

Interimstrainer Christian Pander betonte die Geschlossenheit: „Es war beeindruckend, wie alle sofort mitgezogen haben. Die Mannschaft hat den Druck als Antrieb genutzt.“

Co-Trainer Kieran Schulze-Marmeling ergänzte, dass das 5:0 in Magdeburg den Knoten endgültig gelöst habe.

Kapitän Marc Lorenz hob die Entwicklung hervor: „Wir haben viele Rückschläge kassiert. Aber keiner hat sich hängen lassen. Das zeichnet diese Gruppe aus.“

Topscorer Joshua Mees ordnete nüchtern ein: „Wir wussten, dass wir an Grenzen stoßen würden. Dass wir es trotzdem geschafft haben, ist ein großer Erfolg.“

Auch unter den Fans überwog Erleichterung. Immer wieder war von „Charakter“ und „Zusammenhalt“ die Rede – zwei Eigenschaften, die entscheidend für den Klassenerhalt waren.

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🎁 Bonus: Auswärtsfahrer der Extraklasse

Preußen Münster sorgte nicht nur sportlich für Aufmerksamkeit, sondern auch durch eine außergewöhnliche Auswärtspräsenz. Im Schnitt begleiteten über 3.000 Fans das Team in fremde Stadien – ein Spitzenwert in der 2. Bundesliga.

  • 🎫 Durchschnitt: ca. 3.109 Auswärtsfahrer pro Spiel
  • 🏟️ Größter Auftritt: ca. 7.500 Fans beim Hamburger SV
  • ❄️ Kälteste Kulisse: ca. 5.000 Fans in Berlin bei Hertha BSC

Das Gastspiel in Hamburg war so eindrucksvoll, dass viele Beobachter von einer „Heimspiel-Atmosphäre für Münster“ sprachen. ▶️ Video ansehen

Auch in Berlin trotzten tausende Preußen-Fans Minusgraden und einem späten Anpfiff, um ihr Team lautstark zu unterstützen. ▶️ Eindrücke aus Berlin

@matthias.nientiedt

Das wird eine lange Nacht in #berlin ⚫️⚪️🟢 #scp #scp06

♬ Originalton – Matze-n

Für eine Stadt mit gut 300.000 Einwohnern ist diese Resonanz außergewöhnlich – und ein Beweis für die enorme Identifikation mit dem Klub.

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Fazit & Ausblick

Die Saison 2024/25 wird als kraftvolle Lehrspielzeit in Erinnerung bleiben – sportlich anstrengend, aber letztlich erfolgreich. Der Verein bewahrte sich trotz schwieriger Phasen seine Prinzipien: Bescheidenheit, Zusammenhalt und die Bereitschaft, auch in engen Situationen mutig zu handeln. Der späte Trainerwechsel war ein entscheidender Faktor für den Klassenerhalt.

Sportlich zeigte die Runde Licht und Schatten. Die Defensive stabilisierte sich nach dem Jahreswechsel, während die Offensive phasenweise zu harmlos blieb. Am Ende war es die Kombination aus geschlossener Mannschaftsleistung, starken Einzelleistungen – etwa von Joshua Mees (9 Treffer) und Johannes Schenk – und mentaler Stärke, die den Liga-Verbleib ermöglichte.

Ein besonderes Highlight: das spektakuläre Hackentor von Jorrit Hendrix im Heimspiel gegen Hertha BSC am 9. Mai – von der Sportschau zum Tor des Monats Mai gewählt. Ein Novum in der Vereinsgeschichte.

Parallel dazu nimmt die Zukunft konkrete Formen an. Der Umbau des Preußenstadions schreitet voran: Das Fassungsvermögen soll perspektivisch auf rund 19.165 Plätze wachsen. Sportlich sorgt die Verpflichtung von Alexander Ende als Cheftrainer mit Co-Trainer Zlatko Muhovic für Kontinuität und neue Impulse.

Für die Saison 2025/26 lauten die Aufgaben klar:

  • Punktuelle Verstärkungen im Kader
  • Weiterentwicklung der Spielidee unter Alexander Ende
  • Struktur und Modernisierung durch den Stadionausbau

Im Preußenstadion wird nach diesem Kraftakt vor allem eines spürbar sein: der Stolz auf eine Mannschaft, die ihren Platz in Liga zwei mit Herzblut, Disziplin und echter Charakterstärke verteidigt hat.

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