
Victoria Mboko schreibt in Montreal bereits Tennisgeschichte – doch der größte Schritt steht ihr noch bevor.
Die 18-jährige Kanadierin steht im Finale der National Bank Open 2025 – einem WTA-1000-Turnier mit Weltklassebesetzung. Dort trifft sie auf keine Geringere als Naomi Osaka, vierfache Grand-Slam-Siegerin und zurück im Rampenlicht. Mboko, nur mit einer Wildcard ins Hauptfeld gerutscht, bezwang auf dem Weg ins Endspiel unter anderem Sofia Kenin, Coco Gauff und Elena Rybakina – ein Durchmarsch, der weltweit für Aufsehen sorgt.
Doch mit Osaka wartet nun die härteste Prüfung: Eine Spielerin, die große Finals kennt – und sie fast immer gewinnt.
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Der Weg ins Finale: Zwei Storylines, ein Ziel
Die Wege der beiden Finalistinnen könnten kaum unterschiedlicher sein – und machen das Endspiel in Montreal so besonders.
Victoria Mboko spielte sich als Außenseiterin ins Rampenlicht. Nach einem knappen Auftaktsieg gegen Sofia Kenin folgte der Coup gegen Coco Gauff, die Nummer 1 der Setzliste. Spätestens nach dem Viertelfinale gegen Jessica Bouzas Maneiro (6:4, 6:2) galt sie als ernsthafte Titelanwärterin. Im Halbfinale bewies sie Nervenstärke: Nach Satzrückstand drehte sie das Match gegen Elena Rybakina und holte sich unter tosendem Applaus der Fans das Ticket fürs Finale.
Naomi Osaka hingegen meldete sich eindrucksvoll zurück. Nach längerer Babypause und einem schwierigen Comeback-Jahr zeigt die Japanerin in Montreal ihre beste Form seit 2022. Siege gegen Caroline Garcia, Daria Kasatkina und im Halbfinale gegen Madison Keys zeigen: Osaka ist wieder bereit für große Titel – und lässt ihr dominantes Grundlinienspiel wie zu besten Zeiten aufblitzen.
Für Mboko ist es das erste WTA-Finale überhaupt. Für Osaka das Comeback in ein Endspiel der 1000er-Kategorie – nach drei Jahren Pause. Zwei Karrieren, die sich an einem historischen Punkt kreuzen.
Taktik & Spielstil: Wer setzt sich durch?
Auf dem Papier treffen zwei sehr unterschiedliche Spielanlagen aufeinander: Naomi Osaka bringt Tempo, Direktheit und Erfahrung mit. Ihre flachen Grundschläge und der dominante erste Aufschlag können jede Gegnerin unter Druck setzen – vor allem auf Hartplatz. Doch die Japanerin braucht Rhythmus – und neigt unter Druck zu Fehlern.
Victoria Mboko setzt dem Konterspiel entgegen: exzellente Beinarbeit, kluges Winkelspiel, und ein bemerkenswertes Gespür für den richtigen Moment. Ihr Returnspiel war in dieser Woche überragend – vor allem gegen Gauff und Rybakina. Wenn sie früh in den Ballwechsel kommt und Osaka zum Laufen bringt, kann sie die Favoritin aus dem Konzept bringen.
Ein Schlüsselfaktor wird sein, wie gut Mboko den Aufschlag Osakas lesen kann – und ob Osaka es schafft, die Ballwechsel kurz zu halten. Je länger die Rallys, desto stärker wird der Heimvorteil wirken.
Mental könnte es eine offene Partie werden: Mboko spielt frei auf, Osaka kennt den Erwartungsdruck. Wird Erfahrung den Ausschlag geben – oder der Hunger nach dem ersten großen Titel?
Was steht auf dem Spiel?
Für Victoria Mboko geht es um weit mehr als nur einen Pokal. Ein Turniersieg in Montreal würde sie zur ersten kanadischen Siegerin seit Bianca Andreescu 2019 machen – und sie voraussichtlich in die Nähe der Top 25 der WTA-Weltrangliste katapultieren. Für eine Spielerin, die aktuell noch außerhalb der Top 80 steht, wäre das ein sportlicher und medialer Durchbruch.
Auch wirtschaftlich wäre ein Finaltriumph ein Meilenstein: höhere Preisgelder, garantierte Starts bei Grand Slams, und deutlich attraktivere Sponsorenverträge. Für Mboko wäre es ein Karrieresprung – und ein Symbol für den Aufbruch im kanadischen Damentennis.
Für Naomi Osaka ist es das Comeback in die Weltspitze. Ihr letzter Titel bei einem WTA-1000-Event datiert aus dem Jahr 2022. Ein Sieg in Montreal würde beweisen, dass sie nach Babypause und Formkrise wieder zu den dominierenden Kräften im Damentennis zählt.
Zugleich steht das Match für einen Generationenwechsel – oder dessen Aufschub. Mboko als Symbol für die neue, diverse Tenniswelt Kanadas. Osaka als globale Ikone, die noch lange nicht abgeschrieben ist.
Prognose & Ausblick
Das Publikum in Montreal wird hinter Victoria Mboko stehen – keine Frage. Doch Finals folgen eigenen Regeln. Naomi Osaka hat große Endspiele erlebt – und fast immer gewonnen. Ihre Bilanz in WTA-Finals: beeindruckend.
Mboko bringt das Momentum mit: starke Matches, volle Ränge, ungebrochene Energie. Wenn sie mutig bleibt und Osakas Aufschlag früh neutralisieren kann, ist eine Überraschung möglich. Doch Osaka ist eine Spielerin, die sich in wichtigen Momenten selten aus dem Konzept bringen lässt.
Prognose: Osaka gewinnt in drei engen Sätzen – aber Mboko gewinnt Herzen und Weltranglistenpunkte.