Zucht im Pferderennsport: Blutlinien, Genetik und Strategie

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Die Zucht erfolgreicher Rennpferde ist eine komplexe Kunst – basierend auf Genetik, Stammbäumen und strategischen Entscheidungen.

🔍 Lesezeit: ca. 21 Minuten


🧭 Inhaltsverzeichnis


🧠 TL;DR – Das Wichtigste in Kürze
  • Erfolgreiche Rennpferdezucht basiert auf Genetik, Blutlinien und strategischer Planung.Gene wie Myostatin, der COI-Wert und Family-Numbers prägen Leistung und Zuchtentscheidung.Digitale Tools, Gentests und KI verändern die Zucht – Chancen und Risiken inklusive.Deckhengste, Auktionen und Zuchtwertschätzung bilden die wirtschaftliche Basis.Nachhaltigkeit und Ethik rücken zunehmend in den Fokus moderner Zuchtpraxis.

1. Grundlagen der Pferdezucht im Rennsport

Die Pferdezucht bildet das Fundament des modernen Rennsports. Sie entscheidet darüber, wie viel Talent ein Pferd von Geburt an mitbringt – lange bevor Training oder Renneinsatz beginnen. Wer den Sport verstehen will, muss seine genetische Basis kennen. In diesem Kapitel werfen wir einen Blick auf die historische Entstehung der Vollblutzucht und definieren die wichtigsten Fachbegriffe der modernen Zuchtlehre.

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1.1 Historische Entwicklung der Vollblutzucht

Die heute weltweit eingesetzten Vollblüter haben ihren Ursprung in England. Dort wurden ab dem 17. Jahrhundert orientalische Hengste mit einheimischen Stuten gekreuzt, um ein Pferd zu schaffen, das speziell für Geschwindigkeit und Ausdauer gezüchtet war.

Drei Hengste wurden zu Stammvätern der Vollblutzucht:

  • Byerley Turk – im Dienst der britischen Armee (um 1689)
  • Darley Arabian – importiert aus Syrien (1704)
  • Godolphin Arabian – ursprünglich aus Tunesien oder Jemen (ca. 1729)

„Nahezu jedes moderne Rennpferd lässt sich über die männliche Linie auf den Darley Arabian zurückführen.“
– Weatherbys General Stud Book

Mit der Gründung des britischen General Stud Book im Jahr 1791 wurde erstmals eine systematische Abstammungsdokumentation etabliert – ein Meilenstein in der Zuchtgeschichte.

Infobox: Entwicklungsschritte der Vollblutzucht

  • 1680–1750: Einführung orientalischer Hengste in England
  • 1791: Erstes General Stud Book (Weatherbys)
  • 19. Jh.: Gründung erster Jockey Clubs & Rennbahnen
  • 20. Jh.: Internationalisierung & Auktionswesen

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1.2 Zuchtbegriffe und genetische Grundlagen

Die Zucht erfolgreicher Rennpferde basiert auf genetischer Selektion. Dafür müssen Züchter zentrale Begriffe verstehen, um Abstammungen, Erblichkeit und Potenziale bewerten zu können.

BegriffDefinitionBedeutung
GenotypGesamtheit der genetischen InformationBestimmt das vererbbare Potenzial
PhänotypÄußere Erscheinung & VerhaltenResultat aus Genetik + Umwelt
HeritabilitätErblichkeitsgrad eines MerkmalsWichtig zur Abschätzung der Vererbungschance
COI (Inzuchtkoeffizient)Maß für genetische ÜbereinstimmungHilft bei Risikoabschätzung von Inzucht

Beispiel: Eine Heritabilität von 35 % bei der Rennleistung bedeutet, dass etwas mehr als ein Drittel der Leistungsunterschiede genetisch bedingt ist – der Rest hängt von Haltung, Training, Gesundheit und Zufall ab.

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2. Vererbung und Leistungsmerkmale

Was macht ein Rennpferd schnell? Die moderne Genetik liefert darauf konkrete Antworten. Studien zeigen, dass etwa 30–40 % der Leistungsfähigkeit eines Pferdes genetisch bedingt sind – der Rest entfällt auf Training, Haltung, Management und Zufall. In diesem Kapitel untersuchen wir, welche genetischen Merkmale für Schnelligkeit, Ausdauer und Verhalten relevant sind – und wie Züchter diese gezielt beeinflussen können.

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2.1 Welche Gene bestimmen Schnelligkeit?

Ein zentrales Element der genetischen Leistungsdiagnostik ist das sogenannte Myostatin-Gen (MSTN). Es reguliert das Muskelwachstum und spielt eine entscheidende Rolle bei der Unterscheidung von Sprintern und Langstreckenpferden. Der Genotyp bestimmt den Muskeltyp:

  • CC: Kurzstreckentyp – explosive Kraft, schnelle Entwicklung
  • CT: Vielseitig – ideal für klassische Mitteldistanzen
  • TT: Langstreckentyp – höhere Ausdauer, spätere Reife

Züchter nutzen heute genetische Tests, um diese Information frühzeitig zu erkennen. Der Equine MSTN Test des Irish Equine Centre bietet eine Analyse dieses Gens und ist besonders in Irland und Großbritannien verbreitet.

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2.2 Vererbbarkeit von Temperament, Ausdauer & Co.

Leistungsfähigkeit ist mehr als Muskelkraft. Weitere wichtige Eigenschaften mit genetischer Komponente:

  • Startverhalten – Reaktionsgeschwindigkeit am Startkasten
  • Temperament – Umgang mit Stress, Lernbereitschaft, Führigkeit
  • Ausdauer – aerobe Kapazität, Laktattoleranz

Diese Merkmale sind unterschiedlich stark erblich. Die sogenannte Heritabilität (h²) gibt an, wie groß der genetische Anteil an einem beobachtbaren Merkmal ist. Typische Werte:

MerkmalHeritabilität (h²)Bedeutung
Rennleistung (Zeit)0,35Gut genetisch beeinflussbar
Startverhalten0,20Teilweise trainierbar
Temperament0,25Wichtig für Training & Handhabung

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2.3 Beispiele: Genetische Ausreißer und Erfolgsgeschichten

Einige Rennpferde haben die Grenzen genetischer Prognosen gesprengt – oder diese eindrucksvoll bestätigt:

  • Frankel (GB): als CT-Typ extreme Ausdauer und Geschwindigkeit – 14 Siege in 14 Starts
  • Zenyatta (USA): TT-Profil, bekannt für ihre spektakulären Schlussspurts und Comebacks
  • Secretariat (USA): außergewöhnliche Herzgröße („X-Faktor“), ein epigenetischer Ausnahmefall

Solche Fälle zeigen: Genetik ist planbar – aber nicht alles. Auch Trainingsmethoden, Fütterung und Management prägen das Endergebnis wesentlich mit.

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3. Blutlinien und ihre Bedeutung

Blutlinien zählen zu den wichtigsten Werkzeugen in der strategischen Rennpferdezucht. Sie stehen für die gezielte Weitergabe von Leistungsgenen, Temperament und Exterieur – über viele Generationen hinweg. Während sich Zuchtentscheidungen früher stark auf den Vater konzentrierten, rückt heute zunehmend auch die Mutterlinie in den Fokus der Analyse.

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3.1 Die großen Hengstlinien

Nahezu alle modernen Vollblüter lassen sich väterlicherseits auf drei legendäre Stammväter zurückführen:

  • Darley Arabian – dominiert heute über 90 % aller väterlichen Linien weltweit
  • Godolphin Arabian – etwas seltener, aber genetisch wertvoll
  • Byerley Turk – historisch bedeutend, heute kaum noch direkt vertreten

Besonders erfolgreich war die Linie des Northern Dancer – über ihn entstanden u. a. Danzig, Sadler’s Wells und Galileo. In Nordamerika dominiert Mr. Prospector, dessen Nachkommen wie A P Indy oder Tapit ganze Deckhengstdynastien begründeten.

Stammbäume dieser Linien lassen sich z. B. über PedigreeQuery.com einsehen.

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3.2 Bedeutung der Mutterstämme

Die weibliche Linie wird in der Zucht oft unterschätzt, obwohl sie stabilere Merkmalsvererbung zeigt – besonders im Hinblick auf Fruchtbarkeit, Charakter und körperliche Belastbarkeit. Die sogenannte „Bottom Line“ im Pedigree beschreibt die direkte Linie von der Mutter zur Großmutter mütterlicherseits.

Zuchtstämme werden in sogenannten „Family Numbers“ (nach Bruce Lowe) klassifiziert, z. B.:

  • 1-k: u. a. Frankel, Zafonic
  • 13-c: u. a. Enable
  • 4-r: u. a. Urban Sea, Galileo, Sea The Stars

Viele Topstuten gelten als „Blue Hen Mares“ – sie prägen Generationen. Beispiele sind Urban Sea (Mutter von Galileo & Sea The Stars) oder Hasili (fünf Gruppe-1-Sieger).

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3.3 Analyse realer Stammbäume

Ein Blick in die Stammbäume erfolgreicher Rennpferde zeigt, wie gezielte Kombinationen von Linien immer wieder zum Erfolg führen:

  • Frankel: väterlich Galileo (Sadler’s Wells–Northern Dancer), mütterlich Kind (Danehill–Danzig)
  • Sea The Stars: Sohn von Urban Sea (4-r), Halbbruder zu Galileo
  • American Pharoah: väterlich Pioneerof the Nile (Empire Maker–Unbridled), mütterlich Yankee Gentleman (Storm Cat-Linie)

Digitale Stammbäume und Pedigree-Tools wie Pedigree Query oder Equineline helfen Züchtern weltweit bei der strategischen Planung.

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4. Zuchtstrategien im Rennsport

Züchter haben drei Hauptstrategien, um genetische Eigenschaften im Rennsport zu beeinflussen:

  • Inzucht – gezielte Anpaarung verwandter Tiere
  • Linebreeding – Verstärkung bestimmter Stammväter
  • Outcrossing – Einbringung genetischer Vielfalt

Jede Strategie birgt Chancen und Risiken – in diesem Kapitel beleuchten wir, wie Züchter sie anwenden.

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4.1 Inzucht – Chancen und Risiken

Inzucht bedeutet das Kreuzen nah verwandter Tiere, um gewünschte Merkmale zu fixieren. Vorteile sind:

  • Erhöhte Homogenität in Leistung und Exterieur
  • Verstärkung erwünschter Eigenschaften wie Tempohärte oder Robustheit

Doch Risiken bestehen in:

  • Erhöhtem Inzuchtrisiko (z. B. Herzfehler, verringerte Fruchtbarkeit)
  • Geringerer genetischer Vielfalt
KategorieNutzenRisiken
COI (Inzuchtgrad)Genaue Steuerung der VerwandtschaftsgradeAb COI >15 % steigt Krankheitsrisiko
Reinheit der LinieWunschmerkmale werden stabilerAuch unerwünschte Merkmale werden verstärkt

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4.2 Linebreeding – gezielte Verstärkung einzelner Ahnen

Linebreeding ist eine Form der milden Inzucht, bei der ein bestimmter Vorfahre mehrfach im Pedigree erscheint – z. B. 4×4. Damit lässt sich seine genetische Signatur verstärken und gleichzeitig das Risiko kontrolliert halten.

  • Gängige Muster: 3×3, 4×4 oder 3×4 bezüglich eines Schlüssel­ahnen
  • Bietet eine Balance aus Merkmalsverstärkung und genetischer Vielfalt

Ein bekanntes Beispiel: Frankel weist eine 3×4-Anpaarung auf Sadler’s Wells – was seine herausragende Leistungsbilanz erklärt.

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4.3 Outcrossing – genetische Frischzellenkur

Outcrossing bedeutet das Paaren genetisch distanter Tiere – oft aus unterschiedlichen Linien. Ziel ist:

  • Erhöhung der genetischen Vielfalt
  • Verringerung von Gesundheitsrisiken durch Inzucht
  • Einführung neuer Leistungsqualitäten

Diese Strategie wird häufig eingesetzt, wenn COI-Werte zu hoch geworden sind und dringend Varianz benötigt wird – besonders in eingeschränkten Populationen.

📌 Infobox – Vergleich der Strategien

Inzucht: gezielte Merkmalsfixierung, aber hohes Risiko
Linebreeding: moderate Fixierung mit akzeptablem COI
Outcrossing: Vielfalt, aber weniger planbare Merkmalselektion

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5. Werkzeuge der Zuchtplanung

Digitale Tools revolutionieren die Zuchtplanung – egal ob online oder im Stall: Sie helfen, Pedigrees zu analysieren, Zuchtwerte zu berechnen und Deckpläne zu optimieren. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Werkzeuge vor und erklären, wie man sie gewinnbringend einsetzt.

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5.1 Digitale Stammbäume & Datenbanken

In der Praxis unerlässlich:

  • Pedigree Query: kostenlose Vollblut-Mega-Datenbank (pedigreequery.com)
  • Equineline: Offizielle Linieninfos mit COI-Rechner, Zuchtdaten für Nordamerika (equineline.com)
  • Weatherbys: Historische britische Stammbäume und Trends (weatherbys.co.uk)

Zitat eines Züchters: „Pedigree Query hat mir geholfen, Myles‘ Abstammungslinie klarer zu visualisieren.“

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5.2 Zuchtwertschätzung (BLUP & EBV)

Zuchtwerte (EBV – Estimated Breeding Value) sind Prognosen über die erbliche Qualität eines Pferdes. Zwei zentrale Methoden:

VerfahrenMerkmaleNutzen
BLUPLeistungsdaten + PedigreePräzise Zuchtwertberechnung
EBVIndividueller ZuchtwertEntscheidungshilfe für Züchter

Infobox – Fachinfo:

📌 Infobox – Was ist BLUP?
BLUP steht für Best Linear Unbiased Prediction – ein statistisches Verfahren, das genutzt wird, um Zuchtwerte aus Leistungsdaten und Pedigree zu berechnen. Besonders in der Forschung und großen Zuchtverbänden verbreitet.

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5.3 Beispielanalyse eines Deckplans

Praxisbeispiel:

  • Stute A: CT-Genotyp, COI 5 %, Mutterfamilie 1‑k
  • Hengst B: CC-Genotyp, COI 8 %, väterlich Northern Dancer

Zuchtziele:

  • COI kontrolliert bei ca. 9 %
  • CT-Genotyp für Vielseitigkeit sichern
  • 3×4-Anpaarung auf Northern Dancer

Das Ergebnis ist ein prognostizierter COI von ~9 %, genetische Vielfalt bleibt erhalten, und Performance‑Merkmale werden gezielt gestärkt. Dies lässt sich mit Tools wie Equineline simulieren.

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6. Ökonomische Dimensionen

Hinter jeder Zuchtentscheidung stehen harte Zahlen: Anschaffungskosten, Deckgebühren und potenzielle Erlöse. Dieses Kapitel beleuchtet die ökonomischen Mechanismen hinter Deckhengstmarkt, Auktionen und genetischem Investment.

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6.1 Markt für Deckhengste

Deckgebühren können astronomisch sein:

HengstDeckgebühr
Frankel£350.000
Dubawi£350.000
Sea The Stars€150.000

Zitat eines Branchenkenners:

„Ein Top-Hengst bringt mit jedem seiner Nachkommen langfristig Profite für alle Beteiligten – Züchter, Trainer, Besitzer.“

Eine aktuelle Übersicht über die teuersten Deckhengste im Galopprennsport weltweit findest du hier: 🩺 Die 10 teuersten Deckhengste im Galopprennsport.

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6.2 Jährlingsauktionen

Hohe Ehrgeizpreise und Auktionsdramatik prägen die Szene:

  • BBAG-Auktion: häufig über 100.000 € pro Jährling
  • Keeneland & Fasig-Tipton (USA): häufig >$1 Mio, Spitzenexemplare sogar >$3 Mio

Faktenkiste:

📌 Fakt: Der durchschnittliche Preis für einen Jährling liegt international bei ca. $50.000, Spitzenauktionen erreichen oft ein Vielfaches.

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6.3 Genetik als Investition

Zucht ist Kapitalanlage – mit Chancen und Risiken:

  • Diversifikation: mehrere Blutlinien reduzieren Abhängigkeit von einzelnen Pferden
  • Langfristiger Return: Top-Nachkommen, Deckhengste oder Sporterfolge bringen Renditen
  • Kostenrisiken: Veterinär, Unterbringung, Sportbetrieb, Fallen und Krankheiten

Stichwort „Return-on-Genetics“: Ein erfolgreiches Fohlen wie Ace Impact wird selbst zur Einnahmequelle – durch eigene Deckgebühr oder Verkaufswert.

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7. Risiken, Kritik und ethische Fragen

Rennpferdezucht steht heute unter kritischer Beobachtung: Leistung wird oft stärker gewichtet als Gesundheit und Wohlbefinden. Kapitel 7 beleuchtet zentrale Risiken, ethische Zwiespälte und die ambivalente Rolle modernster Genomtechnologie.

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7.1 Risiken durch Überzüchtung

Die übermäßige Fokussierung auf wenige Erfolgslinien führt zu genetischer Homogenität – mit klaren Schattenseiten:

  • 🚩 COI über 12 %: Sichtbare Zunahme von Lahmheits- und Herzproblemen
  • Abnahme resistenter Gene – erhöhtes Infektionsrisiko

Studie (Thoroughbred Heritage Foundation): „Die genetische Vielfalt ist zwischen 1980 und 2020 um ca. 20 % zurückgegangen.“

Verstärkt wird das Problem durch die Praxis, alte Linien immer wieder zu kreuzen (z. B. 3×3 auf Sadler’s Wells).

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7.2 Ethik in der Rennpferdezucht

Ethik wird zunehmend wichtiger – Zucht und Leistung unter Tierschutzmustern:

  • Fohlenproduktion auf Vorrat – in vielen Fällen ohne Rennperspektive
  • Frühes Training – Belastung von Skelett und Organen vor vollständigem Reifealter
  • Selektionsdruck nach Marktwert – Gesundheit bleibt oft auf der Strecke

Zitat des Deutschen Tierschutzbundes: „Zuchtziele dürfen nicht zu Lasten des Tierwohls gehen – Rhythmus, Transport und Belastung müssen neu gedacht werden.“

„Zuchtziele dürfen nicht zu Lasten des Tierwohls gehen …“ – Deutscher Tierschutzbund

📌 Infobox – Ethische Richtlinien

– Kein Embryotransfer oder Klonung bei Vollblütern
– Kein Einsatz nicht-therapeutischer Substanzen
– Verbot von genetischer Manipulation im Wettbewerb

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7.3 Genetik und Zukunftstechnologien

Technologischer Fortschritt bietet Chancen – aber auch Fragen zur Sportfairness:

TechnologieVorteileKritikpunkte
GenomsequenzierungPräzise ZuchtwahlDiskriminierungsrisiko
CRISPR/Cas9Gezielte GenkorrekturEthik & Sportregeln verletzend
Klonung / ETErhaltung starker BlutlinienNicht im Vollblutsport erlaubt

Verbände wie Weatherbys und The Jockey Club lehnen genetische Manipulation klar ab – dennoch werden Forschung zu Krankheitsresistenz und Zuchtoptimierung weitergeführt (HorseTalk NZ).

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8. Zukunft der Rennpferdezucht

Die Zucht im Rennsport befindet sich an der Schwelle zwischen Tradition und High-Tech. Im Blick: eine verantwortungsvolle, nachhaltige Zucht mit Genetik im Limit. Dieses Kapitel gibt einen Ausblick auf Genomik, KI, nachhaltige Linienführung und ethisches Aushandeln.

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8.1 DNA-Tests & Genomik

Genomweite Tests liefern heute mehr als nur das Myostatin-Markerbild. Sie ermöglichen Analyse von Performance‑Genen, Krankheitsresistenzen und metabolischen Profilen.

📌 Infobox – Was leisten moderne Gentests?
  • Identifikation von Leistungsgenen (z. B. MSTN, PDK4)Erkennung genetischer Risikomarker (z. B. Herzkardiomyopathien)Unterstützung von individuellen Trainingsplänen

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8.2 KI-gestützte Zuchtplanung

Künstliche Intelligenz kombiniert genetische Daten mit Leistungsaufzeichnungen – und empfiehlt Paarungen nach Erfolgschancen. Pilotprojekte laufen bereits in Europa und den USA.

Tool/ExperimentZielStatus
SmartPedigree (Research IA)Optimale PaarungsvorschlägePilotphase

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8.3 Nachhaltige Zuchtmodelle

Ein neuer Trend gewinnt Fahrt: Mehr Nachhaltigkeit statt Rendite‑Kurzfristigkeit. Dazu gehören:

  • Verbesserte COI-Limits (unter 8 %)
  • Integration von Gesundheits-, Temperament- und Langzeitwerten in Zuchtentscheidungen
  • Stärkung regionaler Zuchtlinien statt weltweiter Konzentration

Faktenkiste:

📌 Fakt: Nachhaltige Linien, z. B. via geschützter Regionalzucht, zeigen bessere Gesundheits- und Überlebensraten in Analysen zum 5-jährigen Leistungsdauerlauf.

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🏇 Medienbox – Züchter & Gestütporträts

Wer sich für die globalen Dimensionen der Zucht interessiert, findet hier eine spannende Übersicht der bedeutendsten Pferdegestüte weltweit: 🌍 Die 10 größten Gestüte der Welt.


🏇 **Fazit:** Die Zukunft der Rennpferdezucht liegt im intelligenten Mix aus Tradition, Genetik und Nachhaltigkeit – stetig begleitet von Werkzeugen wie KI und Genomanalysen, aber immer im Sinne des Tierwohls.


❓ Häufige Fragen zur Rennpferdezucht

Was ist der Inzuchtkoeffizient (COI) und wie hoch darf er sein?

Der COI (Coefficient of Inbreeding) misst den Grad genetischer Verwandtschaft. In der Rennpferdezucht gelten Werte unter 10 % als akzeptabel, über 12–15 % steigt das Risiko für Erbkrankheiten deutlich.

Welche Rolle spielt das Myostatin-Gen bei Rennpferden?

Das MSTN-Gen beeinflusst die Muskelfasertypen. CC-Typen sind meist Sprinter, TT-Typen Langstreckenläufer. Der CT-Typ gilt als vielseitig und ist bei klassischen Meilendistanzen vorteilhaft.

Warum ist die Mutterlinie (Tail-Female) besonders wichtig?

Die Mutterlinie vererbt nicht nur mitochondriale DNA, sondern oft auch Charakter, Fruchtbarkeit und Langlebigkeit. Stutenfamilien mit vielen erfolgreichen Nachkommen gelten als besonders wertvoll.

Was ist Linebreeding?

Linebreeding ist eine milde Form der Inzucht, bei der ein Vorfahre mehrfach, aber nicht zu nah im Pedigree auftaucht (z. B. 4×4). Ziel ist die gezielte Festigung erwünschter Merkmale ohne Inzuchtrisiko.

Sind genetische Tests bei Zuchtentscheidungen sinnvoll?

Ja – vor allem Tests auf Myostatin, Herzerkrankungen oder Stoffwechselmerkmale helfen bei der Auswahl geeigneter Paarungen. Sie ersetzen aber nicht die Betrachtung von Pedigree und Exterieur.

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