
Mythos Vierschanzentournee: Vier Schanzen, ein Winterritual
Kaum ein Wintersport-Event prägt den Jahreswechsel so sehr wie die Vierschanzentournee. Zwischen Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen entscheidet sich in wenigen Tagen, wer mit Nervenstärke, Technik und Konstanz zum Tournee-Helden wird.
In diesem Guide erfährst du, wie die Tournee entstanden ist, was die vier Schanzen so besonders macht, wie der Modus funktioniert und welche Legenden das Event geprägt haben. Ideal, wenn du als Fan tiefer einsteigen oder als Neueinsteiger die Faszination der Vierschanzentournee von Grund auf verstehen möchtest.
1. Die Geschichte der Vierschanzentournee
Die Vierschanzentournee gehört zu den traditionsreichsten Wintersportereignissen Europas. Während andere Veranstaltungen im Laufe der Jahrzehnte enorme Veränderungen erfahren haben, blieb die Tournee ihrem Kern treu: vier Wettkämpfe, vier Schanzen, ein Champion. Seit ihrer ersten Austragung in den frühen 1950er-Jahren hat sie sich zu einem kulturellen wie sportlichen Ritual entwickelt, das Millionen von Fans jährlich in ihren Bann zieht.
1.1 Die Anfänge nach dem Zweiten Weltkrieg
Die Ursprünge der Vierschanzentournee reichen in die unmittelbare Nachkriegszeit zurück. In den späten 1940er- und frühen 1950er-Jahren suchten viele Regionen Europas nach Wegen, sportliche Traditionen wiederaufzubauen und Menschen zusammenzubringen. Skispringen war bereits damals ein Publikumsmagnet, doch ein länderübergreifender Wettbewerb, der die Alpenregion vereinen konnte, existierte noch nicht.
Die Vereine aus Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen erkannten das Potenzial einer gemeinsamen Turnierserie. Ihr Ziel war es, ein Format zu schaffen, das Sportler wie Zuschauer gleichermaßen begeistert: ein freundschaftlicher Wettkampf über vier Schanzen hinweg, der sportliche Leistung und internationale Verbundenheit in den Mittelpunkt stellt.
- 1953: Offizielle Gründung der Vierschanzentournee
- 1953/54: Erste Austragung mit vier Events
- Sepp Bradl: Erster Gesamtsieger der Tournee
- Deutschland & Österreich: Gemeinsames Projekt als Symbol des Wiederaufbaus
Die erste Vierschanzentournee 1953/54 wurde ein überraschend großer Erfolg. Trotz des harten Winters strömten Zuschauer aus der gesamten Region an die Hänge. Der Österreicher Sepp Bradl schrieb sich als erster Gesamtsieger in die Geschichtsbücher ein und legte damit den Grundstein für eine Tradition, die bis heute fortlebt.
1.2 Entwicklung zur internationalen Kultveranstaltung
Mit jedem Jahrzehnt wuchs der Stellenwert der Vierschanzentournee. Sie entwickelte sich von einem regionalen Zusammenschluss zu einem der prestigeträchtigsten Titel im Skispringen. Was sie so besonders macht, ist die einzigartige Mischung aus Tradition, sportlicher Herausforderung und internationaler Strahlkraft.
- Vier völlig unterschiedliche Schanzenprofile
- Ein komprimierter Zeitraum zwischen Weihnachten und Neujahr
- Maximale Aufmerksamkeit in TV, Medien und bei Live-Zuschauern
- Ein Schwierigkeitsgrad, der selbst Weltmeister ins Schwitzen bringt
Weltweite TV-Zuschauer im historischen Vergleich
vereinfachtes ASCII-Diagramm
Heute gilt die Vierschanzentournee als Herzstück des Wintersports. Millionen Zuschauer verfolgen Jahr für Jahr, wie sich die besten Springer der Welt durch vier Schanzen kämpfen – im Wissen, dass jeder Fehler den Traum vom goldenen Adler zerstören kann. Sie ist Sportgeschichte, Kultur und Spektakel zugleich.
Kein anderes Wintersport-Event vereint Tradition, Spannung und internationale Bedeutung so stark. Die Vierschanzentournee ist ein europäisches Kulturgut – und der Traum eines jeden Skispringers.
2. Die vier Schanzen im Überblick
Die Vierschanzentournee lebt nicht nur von ihren Siegern, sondern vor allem von den vier Schanzen, auf denen der Mythos jedes Jahr neu geschrieben wird. Oberstdorf , Garmisch-Partenkirchen , Innsbruck und Bischofshofen bilden eine einzigartige Dramaturgie: vom atmosphärischen Auftakt über das Neujahrsspektakel, den unberechenbaren Bergisel bis hin zum großen Finale im Salzburger Land.
Jede dieser Schanzen hat ein eigenes Gesicht, eine eigene Geschichte und ihren ganz eigenen Charakter. Manche Springer lieben die langen Flüge in Garmisch, andere blühen in der schwierigen Thermik von Innsbruck auf oder gelten als Spezialisten für das Finale in Bischofshofen. Wer die Tournee verstehen will, muss die vier Schanzen verstehen – sportlich, historisch und emotional.
| Ort | Schanze | Typ | Charakter |
|---|---|---|---|
| Oberstdorf | Schattenbergschanze | Großschanze (HS ~137) | Technischer Auftakt, moderner Anlauf |
| Garmisch-Partenkirchen | Olympiaschanze | Großschanze (HS ~142) | Weite Flüge, offene Lage, Neujahrsdruck |
| Innsbruck | Bergisel-Schanze | Großschanze (HS ~130) | Exponiert, windanfällig, „Zünglein an der Waage“ |
| Bischofshofen | Paul-Außerleitner-Schanze | Großschanze (HS ~142) | Finalschanze, kraftvoll, „ehrlicher“ Hang |
2.1 Schattenbergschanze Oberstdorf – der atmosphärische Auftakt
In Oberstdorf beginnt die Geschichte jeder neuen Tournee. Zwischen den Allgäuer Bergen, unter Flutlicht und vor dicht gedrängten Zuschauerreihen setzt die Schattenbergschanze den ersten Ton des Winterdramas. Die Anlage wurde im Laufe der Jahrzehnte mehrfach modernisiert und an die Anforderungen des modernen Skispringens angepasst, ohne ihren Grundcharakter zu verlieren: Sie belohnt Präzision im Absprung und einen stabilen Flugstil, bestraft aber kleine Fehler im Timing sofort.
Historisch war Oberstdorf schon früh ein wichtiger Ort für das Skispringen in Deutschland. Mit dem Aufkommen der Vierschanzentournee gewann die Schattenbergschanze international an Bedeutung. Rekonstruktionen und Umbauten führten zu einem modernen Profil mit langer, aber nicht übertrieben flacher Flugkurve. Damit eignet sich Oberstdorf ideal, um Form und Technik der Springer früh im Tournee-Verlauf zu testen: Wer hier souverän agiert, sendet ein klares Signal an die Konkurrenz.
- Schanzen-Typ: Großschanze (HS-Bereich um 137 Meter)
- Rolle in der Tournee: Auftaktspringen, erste Standortbestimmung
- Charakter: technisch anspruchsvoller Absprung, vergleichsweise „ehrlicher“ Landehang
- Typische Herausforderung: Talwinde und wechselnde Bedingungen im Auslaufbereich
Taktisch gilt Oberstdorf als Schanze, auf der sich noch niemand die Tournee „gewinnen“, wohl aber schon verlieren kann. Ein grober Fehler im ersten Wettkampf erzeugt Druck für die folgenden Stationen. Viele Trainer betonen deshalb, dass es hier vor allem darum geht, die Basis zu legen: solide Sprünge, keine Experimente, Sicherheit im Anlauf. Gleichzeitig ist der psychologische Effekt eines Sieges beim Auftakt enorm – Gesamtsieger waren nicht selten auch in Oberstdorf bereits auf dem Podest.
- Springer mit stabilem Absprung und sauberem Timing
- Athleten, die sich schnell auf Anlaufgeschwindigkeit und Spurgefühl einstellen
- Sportler, die mental mit der Rolle des „Tournee-Eröffners“ umgehen können
2.2 Olympiaschanze Garmisch-Partenkirchen – das Neujahrsspektakel
Garmisch-Partenkirchen ist das Herzstück der Tournee-Tradition. Das Neujahrsspringen ist längst mehr als nur ein Sportevent: Es ist ein fester Bestandteil des deutschsprachigen Feiertagskalenders. Millionen Zuschauer schalten nach dem Jahreswechsel ein, um zu sehen, wer den ersten großen Sieg des Jahres feiern darf. Die Olympiaschanze selbst vereint historische Bedeutung mit moderner Architektur – sie wurde über die Jahrzehnte immer wieder umfassend erneuert.
Die Schanze liegt relativ offen im Tal, mit einem beeindruckenden Alpenpanorama im Hintergrund. Diese offene Lage sorgt für spezielle Windverhältnisse: Seiten- und Rückenwind können hier eine deutlich größere Rolle spielen als an anderen Tournee-Orten. Garmisch belohnt daher Springer, die auch unter nicht idealen Bedingungen mutig und kontrolliert bleiben. Die weiten Flüge, die bei guten Bedingungen möglich sind, machen die Olympiaschanze gleichzeitig zu einer der spektakulärsten Anlagen des gesamten Winters.
- Schanzen-Typ: Großschanze (HS-Bereich um 142 Meter)
- Rolle in der Tournee: Neujahrsspringen, zweites Event
- Charakter: weite Flüge, offene Lage, hohe TV-Präsenz
- Typische Herausforderung: wechselnde Winde und starke psychologische Erwartungshaltung
Aus taktischer Sicht ist Garmisch der erste echte „Druckkessel“. Nach dem Auftakt in Oberstdorf wissen die Springer, wie sie im Vergleich zur Konkurrenz stehen. Beim Neujahrsspringen geht es häufig darum, entweder eine gute Ausgangsposition zu verteidigen oder Schadensbegrenzung zu betreiben. Der Moment, wenn ein Athlet am Neujahrstag oben am Startbalken sitzt, ist einer der eindrucksvollsten im Skisprungjahr: Millionen Zuschauer, Live-Bilder in zahlreiche Länder, hohe mediale Begleitung – und nur wenige Sekunden, um alles richtig zu machen.
Garmisch ist die erste Station, an der sich Tendenzen verfestigen. Athleten, die in Oberstdorf positiv überrascht haben, müssen zeigen, ob sie die Leistung bestätigen können. Favoriten, die schwach gestartet sind, stehen unter Zugzwang – ein zweiter Ausrutscher kann den Traum vom Gesamtsieg bereits zerstören.
Typische „Garmisch-Spezialisten“ sind Springer mit starkem Selbstvertrauen, die auch bei höheren Anlaufgeschwindigkeiten stabil bleiben. Da die Anlage bei guten Bedingungen enorme Weiten zulässt, kommen Athleten mit sauberer Fluglage und Mut, den Ski früh zu öffnen, hier besonders gut zurecht.
2.3 Bergisel-Schanze Innsbruck – das unberechenbare Nadelöhr
Innsbruck ist die Schanze, vor der viele Tournee-Fans und Experten am meisten Respekt haben. Der Bergisel thront oberhalb der Stadt, mit einem spektakulären Blick über das Inntal. Diese exponierte Lage macht die Anlage aber auch zu einem der windanfälligsten Orte des gesamten Skisprung-Weltcups. Hier können Böen, Thermik und sich drehende Winde innerhalb weniger Minuten komplett neue Bedingungen schaffen – eine Herausforderung für Athleten, Trainer und Wettkampfjury.
In der Geschichte der Tournee gab es zahlreiche Ausgaben, in denen der Bergisel zum großen Wendepunkt wurde: Führungsspringer verloren plötzlich viele Punkte, Außenseiter nutzten bessere Bedingungen oder eine mutige Sprungumsetzung, um sich in den Kampf um den Gesamtsieg zurückzumelden. Innsbruck ist dadurch zum Synonym für den „Bruch“ im idealen Tourneeverlauf geworden – wer hier stark bleibt, hat oft bis zum Schluss Chancen.
- Schanzen-Typ: Großschanze (HS-Bereich um 130 Meter)
- Rolle in der Tournee: drittes Springen, entscheidendes Nadelöhr
- Charakter: exponierte Lage über der Stadt, windanfällig, technisch anspruchsvoll
- Typische Herausforderung: stark wechselnde Auf- und Seitenwinde, kniffliger Landehang
Taktisch verlangt der Bergisel eine Mischung aus Risikobereitschaft und Kontrolle. Athleten müssen ihren Absprung so setzen, dass sie trotz möglicher Turbulenzen genügend Höhe und Weite generieren, ohne die Balance zu verlieren. Der Anlauf ist etwas kürzer als in Garmisch, die Zeitspanne für das richtige Timing am Absprungbalken damit gefühlt noch geringer. Im Flug ist eine sehr aktive, aber kontrollierte Körperarbeit gefragt – kleine Korrekturen können über mehrere Meter entscheiden.
- Gesamtführende springen häufig mit maximalem Druck auf den Schultern.
- Windverhältnisse können zu größeren Punktabständen führen als an anderen Orten.
- Ein einzelner sehr guter oder sehr schlechter Sprung hat enorme Wirkung auf die Gesamtwertung.
Innsbruck ist daher die Schanze der „Vollblut-Techniker“ und mental Starken. Wer hier seine Nerven behält, sich nicht von äußeren Faktoren verrückt machen lässt und seine technischen Abläufe konsequent durchzieht, hat im Tournee-Gesamtklassement häufig einen spürbaren Vorteil.
2.4 Paul-Außerleitner-Schanze Bischofshofen – das große Finale
Bischofshofen ist der Endpunkt einer langen Reise – und der Ort, an dem Tourneegeschichte geschrieben wird. Die Paul-Außerleitner-Schanze ist die größte Anlage der Tournee und gilt als „ehrliche“ Schanze: Bei halbwegs stabilen Bedingungen setzt sich hier meist der Athlet durch, der formstark, technisch sauber und körperlich noch frisch ist. Die Atmosphäre beim Dreikönigsspringen, wenn das Finale oft bei Flutlicht ausgetragen wird, ist einzigartig.
Die Schanze selbst ist für ihre langen Flugkurven bekannt. Springer, die genügend Höhe und Geschwindigkeit mitbringen, können hier spektakuläre Weiten erzielen. Gleichzeitig ist der Absprungpunkt entscheidend: Wer zu früh oder zu spät kommt, verliert wertvolle Meter und damit möglicherweise den Gesamtsieg. Nach drei vorherigen Wettkämpfen ist Bischofshofen aber nicht nur eine technische, sondern auch eine physische und mentale Herausforderung – Müdigkeit und Nerven spielen im Finale eine mindestens ebenso große Rolle wie das Material.
- Schanzen-Typ: Großschanze (HS-Bereich um 142 Meter)
- Rolle in der Tournee: Finalschanze, Dreikönigsspringen
- Charakter: lange Flugphase, kraftbetonter Absprung, emotionales Finale
- Typische Herausforderung: Sprünge unter maximalem Erwartungsdruck und nach Tournee-Belastung
Bischofshofen ist die Bühne der großen Bilder: Sieger, die im Konfettiregen mit dem goldenen Adler posieren, emotionale Interviews mit gescheiterten Favoriten, nationale Helden, die die Tournee für immer prägen. Auch aus taktischer Sicht ist das Finalspringen besonders: Die Trainer kennen inzwischen das Material-Setup der Konkurrenz, die Springer wissen haargenau, wie viele Punkte oder Meter sie benötigen, um den Gesamtsieg zu holen. Nicht selten kommt es zu Szenen, in denen Athleten „alles oder nichts“ riskieren – mit entsprechend dramatischen Ergebnissen.
- Konstanz: Vier Wettkämpfe hintereinander auf hohem Niveau durchspringen.
- Belastungssteuerung: Körperliche Frische trotz eng getaktetem Tournee-Programm.
- Mentalität: Lärmkulisse, Erwartungen und Rechenspiele ausblenden.
- Absprungpräzision: Der entscheidende Sprung ist oft der letzte – und darf kein Wackler sein.
Wer in Bischofshofen als Gesamtsieger feststeht, hat vier völlig unterschiedliche Schanzen bezwungen – mit all ihren Eigenheiten, Launen und Herausforderungen. Genau das macht den Gewinn der Vierschanzentournee so besonders: Er ist der Beweis dafür, dass ein Springer nicht nur an einzelnen Tagen über sich hinauswachsen kann, sondern über einen ganzen Winterabschnitt hinweg die perfekte Mischung aus Technik, Mut, Konstanz und mentaler Stärke gefunden hat.
3. Regeln, Format & Taktik der Vierschanzentournee
Die Vierschanzentournee wird nach den offiziellen Regeln des internationalen Skiverbands FIS durchgeführt. Eine allgemein verständliche, deutschsprachige Übersicht zu den wichtigsten Grundlagen des Skispringens bietet Olympics.com (Regeln & Punkte erklärt) . Obwohl die vier Springen Teil des regulären Weltcups sind, besitzt die Tournee einige Besonderheiten, die sie von herkömmlichen Wettkämpfen unterscheiden – sowohl im Format als auch in der mentalen Komponente.
3.1 Der Grundmodus – vier Wettkämpfe, eine Gesamtwertung
Die Tournee besteht aus vier Einzelspringen, die jeweils in die Weltcupwertung eingehen. Gleichzeitig gibt es eine eigene Gesamtwertung, die alle Ergebnisse addiert. Der Athlet mit den meisten Punkten über alle acht Wertungsdurchgänge (je zwei pro Schanze) gewinnt den goldenen Adler. Eine offizielle Übersicht über Ablauf und Austragungsorte findet sich auf der Website der Vierschanzentournee .
- Weltcuppunkte: gemäß offizieller Punkteverteilung im Skisprung-Weltcup (Wikipedia)
- Tournee-Gesamtpunkte: Summe aller Sprungpunkte aus acht Wertungssprüngen
- Keine Streichergebnisse: jeder Sprung zählt
3.2 KO-Duelle – das Markenzeichen der Tournee
Das KO-Duell-System der Vierschanzentournee ist weltweit einzigartig. Es wurde eingeführt, um mehr Spannung und Fairness zu schaffen und jedem Springer eine direkte Vergleichsbasis zu bieten. Eine kompakte Übersicht des Turnierformats enthält die offizielle Seite der Vierschanzentournee .
Die 50 qualifizierten Springer treten im ersten Durchgang in 25 Paarungen gegeneinander an – der Qualifikationsbeste springt gegen Platz 50, der Zweite gegen Platz 49 und so weiter. Die Sieger jedes Duells ziehen automatisch in das Finale ein. Fünf der 25 Verlierer kommen als sogenannte „Lucky Loser“ ebenfalls weiter – auf Basis der Punktzahl nach der offiziellen Wertungslogik des Skispringens .
- 1 vs. 50
- 2 vs. 49
- 3 vs. 48
- …
- 25 vs. 26
Das KO-System steigert die Dramatik erheblich: Wenn ein Top-Athlet im ersten Durchgang scheitert, kann er die Tournee oft schon früh abschreiben. Gleichzeitig sorgt das Format dafür, dass jedes Duell eine eigene Geschichte erzählt – von Favoritenstürzen bis zu Überraschungsmomenten unbekannter Athleten.
3.3 Punkte, Windfaktoren & Haltungsnoten – wie Ergebnisse entstehen
Wie im gesamten Weltcup basiert auch die Wertung der Tournee auf einem Zusammenspiel aus Weite, Haltungsnoten der fünf Kampfrichter sowie Wind- und Gate-Kompensation. Die wichtigsten Grundlagen erklärt diese deutschsprachige Übersicht: Skisprung-Regeln (Olympics.com) .
Windpunkte sollen unterschiedliche Bedingungen möglichst fair ausgleichen: Rückenwind wird mit Zusatzpunkten vergütet, Aufwind führt zu Punktabzügen. Ähnlich verhält es sich bei Gate-Anpassungen: Wird die Anlauflänge verkürzt oder verlängert, fließt eine entsprechende Punktzahl in die Wertung ein. Eine detaillierte Erklärung der Haltungsnoten findet sich z. B. hier: Haltungsnoten im Skispringen (skispringen.com) .
- Weite: abhängig vom K-Punkt und der Hill Size
- Haltungsnoten: fünf Kampfrichter, beste und schlechteste Note gestrichen
- Windkompensation: Pluspunkte bei Rückenwind, Abzüge bei Aufwind
- Gatekompensation: berücksichtigt die Anlauflänge
Im Ergebnis entsteht ein komplexes, aber transparentes Punktesystem, das sicherstellt, dass die sportliche Leistung eines Athleten so objektiv wie möglich bewertet wird. Für Zuschauer sind diese Zusammenhänge nicht immer leicht nachvollziehbar, doch Medien wie die Sportschau bereiten Skispringen und Vierschanzentournee regelmäßig in Berichten und Analysen auf.
4. Was einen Tournee-Sieger ausmacht
Ein Sieg bei der Vierschanzentournee ist einer der begehrtesten Titel im Skispringen – und deutlich mehr als nur die Summe der Einzelsiege. Während einzelne Weltcupspringen auch mit einem „perfekten Tag“ gewonnen werden können, braucht es für den Gewinn der Tournee eine seltene Kombination aus Konstanz, Form, Nervenstärke, Materialabstimmung und Teamarbeit. Nur wer all diese Faktoren über mehrere Tage hinweg zusammenführt, hat realistische Chancen auf den goldenen Adler.
Auffällig: Viele spätere Tournee-Sieger waren nicht zwangsläufig bei jedem der vier Springen der beste Athlet, wohl aber fast immer im Spitzenfeld. Eine einmalige Glanzleistung ist wertvoll – doch die Tournee belohnt vor allem Springer, die ihr Niveau über acht Wertungssprünge halten können, unabhängig von Schanze, Wind und Tagesform.
- Konstanz auf vier Schanzen und in acht Wertungssprüngen
- Stabile Formkurve vor und während der Tournee
- Sauber abgestimmtes Material für verschiedene Bedingungen
- Mentale Stärke unter hohem Druck und medialer Aufmerksamkeit
- Enge Abstimmung mit Trainerteam und Service-Crew
4.1 Konstanz als Schlüsselfaktor
Konstanz ist der vielleicht wichtigste Faktor für den Tournee-Erfolg. Ein einzelner Ausreißer nach unten, etwa ein missglückter Sprung im ersten Durchgang eines Wettkampfs, kann den gesamten Gesamtsieg kosten. Da alle Punkte aus allen Durchgängen in die Endwertung einfließen, gibt es kein „Verstecken“ hinter einem Ausnahmesprung – jede Landung, jede Haltung, jede kleine Korrektur zählt.
- Mehrere Tage hintereinander ähnliche Sprunghöhe und -weite abrufen
- Fehler auf ein Minimum reduzieren, statt permanent Höchst-Risiko zu gehen
- Mit soliden 2. Durchgängen Rückschläge aus den ersten Runden abfedern
- Sich schnell auf tägliche Formschwankungen einstellen
Viele erfolgreiche Tournee-Springer zeichnen sich nicht unbedingt durch den spektakulärsten Stil aus, sondern durch eine Wiederholbarkeit ihrer Technik. Ihr Absprung sieht an allen vier Schanzen sehr ähnlich aus, die Flugposition bleibt stabil, und auch unter Druck fallen sie nicht in hektische Bewegungsmuster zurück. Trainer sprechen in diesem Zusammenhang oft von „robusten Bewegungsabläufen“: eine Technik, die selbst unter widrigen Bedingungen nicht auseinanderfällt.
- Ähnliche Körperposition im Anlauf – unabhängig von der Schanze
- Hohe Wiederholgenauigkeit im Absprung-Timing
- Ruhige, klar strukturierte Flugphase
- Kaum „Verkrampfungssprünge“ in Drucksituationen
- Stabile Haltungsnoten, selten grobe Telemark-Fehler
4.2 Formkurve vor und während der Tournee
Ein Tournee-Sieg wird selten aus dem Nichts geholt. In der Regel deutet sich bereits in den Wochen vor dem Jahreswechsel an, welche Springer in Form sind. Weltcup-Resultate, interne Trainingsvergleiche und Qualifikationsleistungen liefern Hinweise darauf, wer das Potenzial hat, über vier Stationen hinweg vorne mitzumischen.
Erfolgreiche Tournee-Sieger schaffen es, ihre Formkurve so zu steuern, dass sie im Dezember nicht „überdreht“ sind, gleichzeitig aber bereits genügend Selbstvertrauen mitbringen. Eine zu frühe Leistungsspitze kann dazu führen, dass die Athleten zum Tourneestart schon wieder im Abwärtstrend sind. Umgekehrt ist eine zu lange Aufbauphase riskant, wenn man erst während der Tournee in Form kommt – dann ist der Rückstand oft schon zu groß.
Auch innerhalb der Tournee spielt die Formkurve eine wichtige Rolle. Athleten, die in Oberstdorf eher verhalten beginnen, können sich in Garmisch und Innsbruck steigern und in Bischofshofen eine späte Attacke starten – entscheidend ist, dass das Niveau insgesamt über allen vier Springen hoch bleibt. Ein perfekter Tag rettet keine drei schwachen Wettkämpfe, kann aber der entscheidende Baustein sein, wenn das Grundniveau stimmt.
- Belastungssteuerung im Dezember (Training vs. Wettkampf)
- Feintuning am Absprung und an der Sprungbalance statt großer Technikumbauten
- Bewusste Entscheidungen, wann Risiko gegangen wird und wann nicht
- Gezielte Regeneration zwischen den Stationen (Schlaf, Physio, Ernährung)
4.3 Material & Materialtrends – Feintuning auf höchstem Niveau
Das Material spielt im modernen Skispringen eine zentrale Rolle – insbesondere bei der Vierschanzentournee, wo in kurzer Abfolge auf vier unterschiedlichen Schanzen gesprungen wird. Anzug, Ski, Bindung, Schuhtyp und die exakte Abstimmung auf Körperbau und Technik des Springers können den Unterschied zwischen Podium und Mittelfeld ausmachen.
- Skisprunganzug: Passform, Luftdurchlässigkeit, Dehnung
- Ski: Länge im Rahmen des Reglements, Biegelinie, Torsionsverhalten
- Bindung & Schuhe: Kraftübertragung, Gefühl im Absprung
- Wachsauswahl: Anpassung an Temperatur und Schneeart
Bei der Tournee kommt hinzu, dass sich die äußeren Bedingungen von Station zu Station massiv unterscheiden können – von eher nassem Schnee in tiefergelegenen Orten bis zu trockneren, kälteren Bedingungen in höhergelegenen Stadien. Service-Teams müssen innerhalb kurzer Zeit Materialentscheidungen treffen, die gleichzeitig zum Springer, zur Schanze und zum Wetter passen.
- Ein grundsätzlich stabiles Setup, das an allen vier Schanzen funktioniert
- Nur feine Anpassungen an Neigung, Anlaufgefühl und Flugverhalten
- Vermeidung großer Materialexperimente mitten in der Tournee
- Enge Kommunikation zwischen Springer, Trainer und Service-Team
Erfolgreiche Tournee-Sieger wirken oft so, als seien sie „eins mit ihrem Material“: Die Abläufe vom Anlauf bis zur Landung sehen flüssig und selbstverständlich aus. Tatsächlich steckt dahinter meist monatelange Detailarbeit, die dafür sorgt, dass der Springer in entscheidenden Momenten nicht über Ski, Anzug oder Bindung nachdenken muss – sondern sich vollständig auf Technik und Sprunggefühl konzentrieren kann.
5. Legendäre Momente & Rekorde der Vierschanzentournee
Seit über 70 Jahren hat die Vierschanzentournee unzählige Momente hervorgebracht, die tief im Wintersport verankert sind. Dramatik, Überraschungen, historische Dominanz, Außenseitergeschichten – die Tournee erzählt Jahr für Jahr ihre ganz eigenen Geschichten. Einige dieser Momente haben das Skispringen nachhaltig geprägt und gehören zu den größten Augenblicken des Wintersports.
Die folgenden Rekorde und Ereignisse markieren die wichtigsten Meilensteine: von Vierfachsiegen über dominierende Nationen bis hin zu legendären Einzelsprüngen und historischen Wettkampfverläufen.
- Erfolgreichste Nationen im Gesamtklassement
- Vierfachsiege („Grand Slams“)
- Seriensieger und Epochen dominanter Athleten
- Historische Rekordsprünge
- Unvergessliche Wettkampfdrehungen
5.1 Erfolgreichste Nationen der Tourneegeschichte
Die Vierschanzentournee ist seit Jahrzehnten ein Schauplatz nationaler Dominanzen. Bestimmte Länder stellten über längere Zeiträume hinweg besonders erfolgreiche Springer, was teilweise mit Ausbildungssystemen, Materialentwicklung oder besonders starken Jahrgängen zusammenhing. Die folgende Übersicht zeigt die wichtigsten Tendenzen nach Epochen.
| Epoche | Prägende Nationen | Wesentliche Merkmale |
|---|---|---|
| 1950er–1960er | Österreich & Deutschland | Aufbauphase, starke regionale Vereine, frühe Stars |
| 1970er–1990er | Finnland & Österreich | Technische Vorreiter, viele Seriensieger |
| 2000er | Deutschland & Polen | Professionalisierung, starke Einspringer |
| 2010er–heute | Polen & Japan | Ikonische Springer, stabile Form über Jahre hinweg |
Viele Nationen hatten ihre „goldenen Jahrzehnte“, in denen mehrere Athleten gleichzeitig um Podestplätze kämpften. Diese Phasen prägen bis heute das öffentliche Bild der Tournee.
5.2 Die seltenen Vierfachsiege („Grand Slams“)
Ein „Grand Slam“ gehört zu den extrem seltenen sportlichen Leistungen: Ein Athlet gewinnt alle vier Springen einer Tournee. Da die Schanzen, Wetterbedingungen und psychologischen Herausforderungen so unterschiedlich sind, zählt ein Vierfachsieg zu den größten Erfolgen, die ein Skispringer erreichen kann.
| Athlet | Nation | Jahr | Bedeutung |
|---|---|---|---|
| Sven Hannawald | Deutschland | 2001/02 | Erster Vollsieger der Tourneegeschichte |
| Kamil Stoch | Polen | 2017/18 | Dominanz über alle vier Stationen |
| Ryōyū Kobayashi | Japan | 2018/19 | Erst der dritte Athlet mit einem Grand Slam |
Diese seltenen Siege gelten als historische Höhepunkte des Skispringens. Sie zeigen, wie außergewöhnlich schwierig es ist, vier verschiedene Schanzen innerhalb kurzer Zeit zu dominieren.
5.3 Großerfolge, Dramen & unvergessliche Momente
Die Geschichte der Vierschanzentournee ist voll von Momenten, die über einzelne Wettkämpfe hinausreichen. Es sind die besonderen Winter, in denen ein Springer nahezu unschlagbar wirkt, die Außenseiter-Geschichten und die brutalen Dramen, wenn Favoriten scheitern oder der Gesamtsieg in Bischofshofen um Zehntelpunkte entschieden wird. Einige dieser Ereignisse sind fest im kollektiven Gedächtnis der Wintersportfans verankert und werden in der offiziellen Turnier-Historie immer wieder hervorgehoben.
- Perfekte Dominanz: ein Athlet gewinnt alle vier Springen.
- Millimeter-Entscheidungen: die Gesamtwertung wird im Zehntelbereich entschieden.
- Winddramen: Innsbruck oder Oberstdorf werden zur „Wetterlotterie“.
- Außenseiter-Trümpfe: Springer überraschen mit Podestplätzen aus dem Nichts.
- Späte Finalwende: Bischofshofen schreibt das Drehbuch neu.
Die Grand Slams – wenn einer alle vier Springen gewinnt
Als Sven Hannawald in der Saison 2001/02 alle vier Springen gewann, schrieb er Geschichte: Zum 50. Geburtstag der Tournee schaffte er als erster Springer überhaupt den sogenannten „Grand Slam“, also den Sieg in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen in einer Saison. Dieser Erfolg gilt bis heute als einer der größten Meilensteine des Skispringens – auch die Turnierchronik führt ihn als besonderen Moment.
Erst 16 Jahre später gelang es einem weiteren Athleten, dieses Kunststück zu wiederholen: Der Pole Kamil Stoch gewann 2017/18 ebenfalls alle vier Stationen und stellte damit Hannawalds Rekord ein – ausführlich nachzulesen in einem FIS-Rückblick auf seinen Grand Slam . Nur eine Saison später folgte der nächste Ausnahme-Winter: Ryōyū Kobayashi dominierte die Tournee 2018/19 und vollendete ebenfalls den Grand Slam.
| Athlet | Nation | Saison | Besonderheit |
|---|---|---|---|
| Sven Hannawald | Deutschland | 2001/02 | Erster Grand Slam der Geschichte |
| Kamil Stoch | Polen | 2017/18 | Zweiter Grand Slam, bestätigt durch FIS- und Turnee-Statistiken |
| Ryōyū Kobayashi | Japan | 2018/19 | Dritter Grand Slam, dominanter Gesamtsieg |
Punktgleichheit in der Gesamtwertung – Ahonen vs. Janda 2005/06
Einen anderen, völlig andersartigen Eintrag in die Geschichtsbücher lieferte die Saison 2005/06: Die Tournee endete mit einem Punktgleichstand. Der Finne Janne Ahonen und der Tscheche Jakub Janda lagen nach allen vier Springen exakt gleichauf an der Spitze – wie auch die offiziellen Siegerlisten dokumentieren. Beide wurden zu Tournee-Siegern erklärt – ein bis heute einzigartiger Vorgang.
Primož Peterka – der junge Überraschungssieger 1996/97
In der Saison 1996/97 setzte sich mit Primož Peterka ein junger Slowene an die Spitze der Tourneegeschichte. Er gewann unter anderem das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen und sammelte genügend Punkte, um sich zum Gesamtsieger zu krönen. Seine Tournee gilt bis heute als Paradebeispiel für einen Durchbruch eines jungen Springers auf einer der größten Bühnen des Sports.
Winddramen & Dreischanzentournee – wenn das Wetter die Regie übernimmt
Die Tournee ist berüchtigt dafür, dass das Wetter zeitweise zur Hauptrolle wird – vor allem am Bergisel in Innsbruck. Starke Föhnlagen, drehende Seitenwinde und schnelle Wechsel können Wettkämpfe in die Länge ziehen oder sogar dazu führen, dass ein Springen abgesagt wird. In einzelnen Jahren wurde deshalb von einer „Dreischanzentournee“ gesprochen, wenn die Innsbruck- Station nicht regulär ausgetragen werden konnte oder nach Bischofshofen verlegt wurde.
- Abbrüche oder Verlegungen bei starkem Föhn am Bergisel
- „Dreischanzentournee“, wenn Innsbruck nicht sprungtauglich ist
- Wettkämpfe mit langen Unterbrechungen und vielen Gate-Wechseln
- Außenseitersprünge, wenn sich kurzfristig perfekte Windfenster öffnen
Moderne Helden – starke Tourneen der jüngeren Vergangenheit
Auch in jüngerer Zeit hat die Tournee zahlreiche starke Geschichten hervorgebracht. So kämpfte beispielsweise der deutsche Top-Springer Andreas Wellinger (vertreten über den Deutschen Skiverband) in mehreren Ausgaben bis zuletzt um Podestplätze im Gesamtklassement und setzte mit Einzelsiegen & Podien wichtige Akzente. Solche Serien zeigen, wie hoch die Leistungsdichte im modernen Skispringen ist.
Zusammengenommen entsteht aus Grand Slams, geteilten Siegen, Außenseiter-Erfolgen, Winddramen und modernen Heldenstories das, was den Mythos der Vierschanzentournee ausmacht: ein Wintersport-Epos, das jedes Jahr ein neues Kapitel schreibt – und doch immer vertraut wirkt.
6. Die Bedeutung der Vierschanzentournee im modernen Skispringen
Die Vierschanzentournee ist längst mehr als nur eine traditionsreiche Serie von Skisprungwettkämpfen. Sie ist das mediale, sportliche und emotionale Zentrum des Winters, der Höhepunkt des Weltcupkalenders und ein kulturelles Ritual in Deutschland, Österreich und weit darüber hinaus. Während Weltmeisterschaften und Olympische Spiele lediglich alle paar Jahre stattfinden, liefert die Tournee jedes Jahr eine Bühne, die im Wintersport ihresgleichen sucht.
Kein anderes Event verbindet Tradition, Zuschauerinteresse, sportliche Härte und mediale Strahlkraft auf so engem Raum. Die Tournee prägt Karrieren, bestimmt Sponsoreninteresse und beeinflusst die Stimmung in gesamten Nationalteams. Für viele Springer ist ein Tournee-Sieg der endgültige internationale Durchbruch – und gleichzeitig oft die größte Herausforderung ihrer Laufbahn.
6.1 Reichweite & Zuschauerinteresse – die internationale Bühne
Die Vierschanzentournee zählt zu den reichweitenstärksten Wintersportveranstaltungen der Welt. Jahr für Jahr schalten über 20 internationale TV-Anstalten ein, digitale Plattformen berichten in Echtzeit und Social-Media-Reichweiten erreichen in Spitzenjahren mehrstellige Millionenpublika. Das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen gehört zu den meistgesehenen Sportsendungen im deutschsprachigen Raum.
Die Tournee hat sich von einem regional geprägten Alpen-Event zu einem globalen Medienereignis entwickelt.
Die Reichweite erklärt auch, warum Sponsoren, Verbände und TV-Stationen der Tournee eine besondere Rolle zuweisen: Hohe Stabilität, feste Tradition und ein verlässlicher Zeitraum machen das Event zu einem planbaren Highlight.
6.2 Wirtschaftliche Bedeutung – Tourismus, Sponsoring & Wertschöpfung
Die Vierschanzentournee ist nicht nur ein sportliches Großereignis – sie besitzt auch enorme wirtschaftliche Relevanz für die Austragungsorte Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen. Hotels, Gastronomie, Verkehrsbetriebe, Sporthändler und regionale Dienstleister profitieren spürbar vom Besucheransturm. Die offizielle Turnierseite und die lokalen Organisationskomitees positionieren das Event gezielt als Wintersport-Highlight im Alpenraum.
Die Kombination aus hoher internationaler Sichtbarkeit, stabilen Zuschauerzahlen und globaler TV-Präsenz macht die Tournee zu einer der wirtschaftlich wertvollsten Sportveranstaltungen Mitteleuropas im Winter. Auch in Jahren mit unsicheren Schneeverhältnissen wirkt sie wie ein Stabilitätsanker für die gesamte Wintersportbranche der Regionen.
| Bereich | Beispielhafte Wirkung | Weiterführende Infos |
|---|---|---|
| Tourismus | Hohe Hotelauslastung, Winterpauschalen, internationale Gäste | Bischofshofen Tournee-Infos |
| Gastronomie | Volle Restaurants & Bars an Wettkampftagen | Tourismus Garmisch-Partenkirchen |
| Verkehr & Infrastruktur | Mehr ÖPNV-Nutzung, Shuttle-Services, Parkplatzbewirtschaftung | Infos Bergisel Innsbruck |
| Medien & Sponsoring | Starke Markenpräsenz, globale Werbewirksamkeit | FIS „Preview Four Hills Tournament“ |
Wertschöpfungsketten der Tournee – wie Geld in die Region fließt
Die wirtschaftliche Bedeutung entsteht nicht nur durch den Wettkampftag selbst. Viele Fans reisen bereits vor den Springen an, verbinden den Besuch mit Skiurlaub oder verlängerten Wochenenden. Dadurch entstehen Wertschöpfungsketten, die weit über den eigentlichen Sport hinausgehen – vom Skipass über Skiverleih bis hin zu Restaurantbesuchen und Rahmenprogrammen.
- Fan kauft Ticket → Einnahmen für Veranstalter ( Oberstdorf-Tickets & Infos )
- Fan übernachtet → Einnahmen für Hotels & Pensionen in den Austragungsorten
- Fan konsumiert vor Ort → Gastronomie & Handel profitieren direkt
- Lokale Betriebe liefern Infrastruktur → Transport, Sicherheit, Technik
- Medienpräsenz stärkt langfristig das Image der Region als Wintersportdestination
Sponsoring & mediale Vermarktung – die kommerzielle Stärke der Tournee
Sponsoren profitieren von der enormen Reichweite der Tournee: Millionen Fernsehzuschauer, zehntausende Stadionbesucher und eine wachsende Online-Präsenz machen Bandenwerbung, Leaderbox-Branding und Athleten-Sponsoring besonders attraktiv. Die Kombination aus Tradition und moderner Inszenierung ist ein zentraler Grund, warum viele Partner langfristig an das Event gebunden sind.
- Planbarer Termin jedes Jahr rund um den Jahreswechsel
- Sehr hohe Live- und TV-Reichweite im Kernmarkt Europa
- Emotionale Strahlkraft eines Traditions-Events
- Vier Standorte → viermal Sichtbarkeit je Tournee
- Globale Präsenz durch FIS- und TV-Übertragungen
Für Regionen, Veranstalter, nationale Verbände und Sponsoren ist die Vierschanzentournee damit ein wirtschaftlicher Erfolgsmotor, der jedes Jahr aufs Neue enorme Wertschöpfung erzeugt – unabhängig von der Form einzelner Athleten oder Teams.
6.3 Sportliche Bedeutung – der härteste Titel im Skispringen?
Für viele aktive Springer und Trainer gilt die Vierschanzentournee als der anspruchsvollste Titel im Skispringen. Obwohl Weltmeisterschaften und Olympische Spiele sportlich extrem prestigeträchtig sind, ist die Tournee aufgrund ihres Formats und des engen Zeitplans einzigartig:
- Vier Wettkämpfe in nur gut einer Woche
- Vier Schanzen mit völlig unterschiedlichen Profilen
- Dauerbelastung ohne echte Erholungsphasen
- Herausfordernde Wetterbedingungen mitten im Winter
- Hoher Erwartungsdruck durch Medien, Teams und Fans
- Jeder Sprung zählt, keine Streichresultate
Alle erfolgreichen Tournee-Sieger der jüngeren Vergangenheit zeichnen sich durch außergewöhnliche mentale Stabilität und Anpassungsfähigkeit aus. Die Tournee verlangt nicht nur Höchstleistung, sondern auch die Fähigkeit, auf Rückschläge innerhalb weniger Stunden zu reagieren.
- Fokus über mehrere Wettkampftage
- Stress- & Erwartungsmanagement
- Umgang mit wechselnden Bedingungen
- Schnelle Fehlerkorrekturen im Bewegungsablauf
- Gefestigtes Selbstvertrauen trotz Drucksituationen
6.4 Symbolik & kulturelle Rolle – ein Ritual zum Jahreswechsel
Die Tournee besitzt eine kulturelle Bedeutung, die weit über den Sport hinausreicht. Millionen Menschen verbinden den Jahreswechsel mit dem Skispringen – es ist ein Ritual, ähnlich wie Dinner for One oder Neujahrskonzerte. Viele Familien schauen traditionell gemeinsam das Neujahrsspringen, während Tourismusregionen ganze Winterprogramme darauf ausrichten.
- Fester Bestandteil europäischer Neujahrstraditionen
- Symbol für sportliche Verbundenheit zwischen Deutschland & Österreich
- Generationsübergreifendes Zuschauerereignis
- „Jahresanfangssignal“ für die Wintersport-Saison
- Große Identifikationswirkung in Alpenregionen
Ob als Sportfest, Tourismusmagnet, Familienritual oder Leistungsmaßstab: Die Vierschanzentournee ist zu einem festen Bestandteil der europäischen Winterkultur geworden – und hat ihre Bedeutung im modernen Skispringen eher noch gesteigert als verloren.
7. FAQ: Häufige Fragen zur Vierschanzentournee
Die Vierschanzentournee ist für viele Fans ein fester Bestandteil des Winters – gleichzeitig tauchen immer wieder ähnliche Fragen auf: von Grundlagen zum Modus über Tickets und TV-Übertragung bis hin zu sportlichen Besonderheiten. Die wichtigsten Punkte haben wir in diesem FAQ zusammengefasst.
7.1 Was ist die Vierschanzentournee genau?
Die Vierschanzentournee ist eine Serie von vier Skisprung-Weltcupspringen, die rund um den Jahreswechsel in Deutschland und Österreich stattfindet. Gesprungen wird in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen. Die Ergebnisse aller Einzelwettkämpfe werden zu einer Gesamtwertung addiert – der Athlet mit den meisten Punkten gewinnt die Tournee.
7.2 Worin unterscheidet sich die Tournee von normalen Weltcupspringen?
Sportlich betrachtet sind alle vier Springen reguläre Weltcupwettkämpfe – sie zählen zur Weltcup-Gesamtwertung. Die Besonderheit liegt im Zusatzformat:
- Vier Springen werden zu einer eigenen Gesamtwertung zusammengefasst.
- Es gibt das KO-Duell-System im ersten Durchgang.
- Der Sieger erhält traditionell den „Goldenen Adler“ als Trophäe.
- Die mediale Aufmerksamkeit ist deutlich höher als bei den meisten anderen Weltcups.
7.3 Wie wird der Gesamtsieger der Vierschanzentournee ermittelt?
Der Gesamtsieger wird anhand der addierten Sprungpunkte aus allen acht Wertungssprüngen (vier Wettbewerbe mit jeweils zwei Durchgängen) ermittelt. In die Punkte fließen Weite, Windkompensation, Gate-Anpassungen und Haltungsnoten ein. Es gibt keine Streichresultate – jeder Sprung zählt.
7.4 Was bedeutet das KO-Duell-System genau?
Im ersten Durchgang werden die 50 qualifizierten Springer in Paarungen eingeteilt: Platz 1 der Qualifikation springt gegen Platz 50, Platz 2 gegen Platz 49 usw. Der Sieger des jeweiligen Duells zieht sicher in den Finaldurchgang ein, dazu kommen fünf sogenannte „Lucky Loser“ – die punktstärksten Verlierer. Im zweiten Durchgang springen dann die besten 30 Athleten wie in einem normalen Weltcup.
7.5 Warum gilt ein Tournee-Sieg als so schwierig?
Für den Gesamtsieg müssen vier völlig unterschiedliche Schanzen innerhalb weniger Tage gemeistert werden – bei wechselnden Wetterbedingungen und extrem hoher Erwartungshaltung. Dazu kommt:
- Kein Ausrutscher – alle acht Wertungssprünge sind relevant.
- Hoher mentaler Druck durch ständige Medienpräsenz.
- Kurze Regenerationszeiten zwischen den Stationen.
- Reisen, Training und Wettkampf wechseln sich in engem Takt ab.
7.6 Warum findet die Vierschanzentournee immer um den Jahreswechsel statt?
Historisch hat sich der Zeitraum rund um Weihnachten und Neujahr etabliert, weil:
- die Schneesicherheit im Alpenraum meist gegeben ist,
- viele Menschen frei haben und Zeit für Wintersportübertragungen bleibt,
- der Termin perfekt in den Weltcup-Kalender und die Saisonplanung passt.
Dadurch wurde die Tournee nach und nach zu einem festen Ritual des sportlichen Jahreswechsels.
7.7 Wie kommen Fans an Tickets für die Vierschanzentournee?
Tickets werden in der Regel über die offiziellen Websites der Veranstaltervereine, regionale Tourismusorganisationen und teilweise über Ticketplattformen verkauft. Häufig gibt es:
- Stehplätze im Stadionbereich
- Tribünenplätze mit besserer Sicht
- Familienangebote oder Kombitickets
- VIP- bzw. Hospitality-Bereiche mit Zusatzleistungen
Aufgrund der hohen Nachfrage lohnt es sich, Tickets frühzeitig zu buchen – insbesondere für Oberstdorf, Garmisch (Neujahr) und das Finale in Bischofshofen.
7.8 Welche Rolle spielen Wind- und Gate-Kompensation für das Ergebnis?
Wind- und Gate-Kompensation sollen unterschiedliche äußere Bedingungen möglichst fair ausgleichen. Rückenwind wird durch Zusatzpunkte kompensiert, Aufwind durch Abzüge. Gate-Wechsel – also die Veränderung der Anlauflänge – werden ebenfalls in Punkten verrechnet. Ziel ist ein möglichst gerechtes Ergebnis, obwohl die Bedingungen während eines Durchgangs schwanken können.
7.9 Kann man die Tournee gewinnen, ohne ein Einzelspringen zu gewinnen?
Ja, das ist grundsätzlich möglich. Da die Gesamtwertung auf allen Punkten der acht Wertungssprünge basiert, kann ein Springer durch konstante Top-Resultate ohne Einzelsieg mehr Punkte sammeln als ein Athlet mit einzelnen Siegen, aber größeren Ausreißern nach unten. In der Praxis gewinnen Tournee-Sieger jedoch häufig mindestens eines der vier Springen.
7.10 Welche Bedeutung hat die Vierschanzentournee für die weitere Saison?
Die Tournee ist oft ein Richtungsweiser für den restlichen Winter:
- Erfolgreiche Athleten gehen mit großem Selbstvertrauen in die weitere Weltcupsaison.
- Teams können aus den Tournee-Ergebnissen wichtige Rückschlüsse für Material und Aufstellung ziehen.
- Schwächere Nationen nutzen die Zeit nach der Tournee oft für Anpassungen und Neujustierungen.
In Jahren mit Großereignissen (WM, Olympia) dient die Tournee zudem als Gradmesser für mögliche Medaillenkandidaten.

