
Das Preußenstadion an der Hammer Straße ist seit 1926 das Zuhause des SC Preußen Münster. Es war Schauplatz der ersten Live-Radioübertragung eines Fußballspiels in Deutschland, wurde im Krieg schwer beschädigt, nach 1945 wieder aufgebaut, erlebte Zuschauerrekorde und Bundesliga-Fußball. Heute wandelt es sich in ein modernes Stadion. Ein Blick zurück auf fast 100 Jahre Geschichte.
Inhalt
Bau und Anfänge (1920er/30er)
- Eröffnung
- 12. Juni 1926
- Kapazität
- ca. 25 000 Plätze
- Vorgänger
- Münstermannplatz
- Premiere
- erste deutsche Radioübertragung eines Spiels (1925)
Der SC Preußen Münster zog 1926 vom Münstermannplatz in das neue Stadion an der Hammer Straße. Das Gelände in einer natürlichen Senke erlaubte die Anlage eines Erdwallstadions mit zunächst rund 25 000 Plätzen. Damit war Münster im westdeutschen Vergleich früh sehr gut aufgestellt.
Bereits am 1. November 1925 schrieb der Ort Geschichte: Preußen Münster gegen Arminia Bielefeld war das erste Fußballspiel in Deutschland, das live im Radio übertragen wurde. Die Hammer Straße wurde damit zu einem Pionierstandort der Sportmedien.
Zwischen Krieg und Wiederaufbau
- Zerstörung
- im Zweiten Weltkrieg beschädigt
- Wiederaufbau
- Haupttribüne 1948 neu gebaut
- Kapazität 1950er
- bis 45 000 Zuschauer
- Haltepunkt
- Münster-Preußenstadion (bis 1970)
Während des Zweiten Weltkriegs erlitt das Stadion erhebliche Schäden. Nach 1945 wurde es schnell wieder genutzt, wenngleich unter provisorischen Bedingungen. Mit dem Neubau der Haupttribüne 1948 erhielt die Arena ihre Funktionsfähigkeit zurück. In den 1950ern wurde sie weiter ausgebaut, sodass bis zu 45 000 Zuschauer Platz fanden.
Besonders war der eigene Bahn-Haltepunkt „Münster-Preußenstadion“. Sonderzüge brachten die Fans direkt ans Stadion. Der Halt wurde 1970 geschlossen, bis dahin war er ein Alleinstellungsmerkmal im deutschen Fußball.
Glanzlichter und große Kulissen
- Zuschauerrekord
- 40 000 gegen Nürnberg (1951)
- Bundesliga
- Saison 1963/64
- Legendäre Spiele
- Duelle gegen Borussia Dortmund oder Schalke, Pokalspiele gegen Bayern München, Pokalsieg gegen Werder Bremen
Am 3. Juni 1951 erlebte die Hammer Straße ihren Höhepunkt: 40 000 Zuschauer sahen Preußen Münster gegen den 1. FC Nürnberg. Bis heute ist dies die offizielle Rekordmarke. In den 1950er-Jahren gehörte das Stadion zu den meistbesuchten Plätzen Westdeutschlands.
Mit Einführung der Bundesliga 1963 erhielt das Stadion für kurze Zeit bundesweite Aufmerksamkeit. Der Auftakt gegen den Hamburger SV war ausverkauft, die Angaben schwanken zwischen 30 000 (DFB) und 38 000 (kicker).
Später sorgten Flutlichtabende (auch im DFB-Pokal) für überregionale Schlagzeilen. Spiele gegen Bayern München, den VFB Stuttgart, der Sieg gegen Werder Bremen oder die legendären Duelle gegen Borussia Dortmund und Schalke bleiben in Erinnerung. Die Atmosphäre in der Muldenlage verstärkte die Intensität dieser Abende.

Alltag in Regionalliga und 3. Liga
Nach dem Bundesliga-Jahr 1963/64 wurde die Hammer Straße zur Bühne für den Fußball-Alltag. Preußen Münster spielte überwiegend in der zweiten oder dritten Liga, oft gegen regionale Rivalen. Auch wenn die Zuschauerzahlen sanken, blieb das Stadion identitätsstiftender Mittelpunkt für Verein und Fans.
Neben Fußball fanden regelmäßig Leichtathletikfeste und Sportveranstaltungen statt. 1968 strömten beispielsweise mehr als 20 000 Besucher zu einem internationalen Sportfest. Solche Ereignisse stärkten die Rolle des Stadions als zentraler Treffpunkt der Stadtgesellschaft.
Die Kapazität wurde im Laufe der Jahrzehnte aus Sicherheitsgründen reduziert. Von einst 45 000 Plätzen sank sie auf rund 15 000 im 21. Jahrhundert. Doch die Atmosphäre im Alltag blieb unverkennbar: bodenständig, eng verbunden mit der Stadt und ihrem Verein.
Bauform, Infrastruktur, Atmosphäre
Das Preußenstadion war ein klassisches Erdwallstadion. Umlaufende Stehtraversen entstanden durch aufgeschüttete Erdmassen, ergänzt um die Haupttribüne mit Sitzplätzen. Eine Aschebahn trennte Feld und Zuschauerraum, wie bei vielen multifunktionalen Stadien der Zwischenkriegszeit.
Die Haupttribüne von 1948 vereinte Kabinen, Funktionsräume und Presseplätze. Sie war pragmatisch, aber prägend für das Bild der Anlage. Der Rest des Stadions blieb lange unverändert, was ihm seinen „alten“ Charakter bewahrte.
Die Akustik war legendär. Durch die geschlossene Muldenlage wirkten Gesänge und Sprechchöre lauter, als es die Zuschauerzahl erwarten ließ. Dies verlieh Spitzenspielen ihre besondere Intensität.

Fans, Wege und Rituale
- Ostkurve
- „Fiffi-Gerritzen-Kurve“ – Heimat der aktiven Fans
- Rituale
- Märsche entlang der Hammer Straße, Treffpunkte in Kneipen
- Derbys
- gegen Osnabrück und Bielefeld – hoch emotional
- Anreise früher
- Sonderzüge zum Haltepunkt Münster-Preußenstadion
Die Ostkurve, auch „Fiffi-Gerritzen-Kurve“ genannt, war über Jahrzehnte das Herzstück der Fankultur. Hier fanden die organisierten Gruppen ihren Platz, hier wurden Choreographien gezeigt, Lieder angestimmt und Trommeln eingesetzt. Der Block prägte das Stadionerlebnis wie kein anderer.
Zum Ritual gehörten auch die Wege: Fans trafen sich in den Kneipen rund um die Hammer Straße, marschierten gemeinsam ins Stadion und bezogen geschlossen ihre Kurve. Bei Derbys gegen Arminia Bielefeld oder den VfL Osnabrück entfaltete die Ostkurve ihre volle Wucht und machte die Hammer Straße zum brodelnden Schauplatz.
Mit Beginn der Modernisierung musste die Ostkurve zeitweise aufgegeben werden. Die aktive Szene wich auf andere Blöcke aus, betonte jedoch, dass die neue Ostseite des Stadions wieder ihr Zuhause werden soll. So bleibt die Kontinuität der Fankultur gewahrt.
Zahlen, Rekorde, Meilensteine
Datum | Ereignis | Zuschauer | Quelle |
---|---|---|---|
01.11.1925 | Erste Live-Radioübertragung (SCP – Arminia) | – | Wikipedia |
12.06.1926 | Eröffnung Preußenstadion | ca. 25 000 | Wikipedia |
03.06.1951 | Meisterschaftsspiel gegen 1. FC Nürnberg | 40 000 | Wikipedia |
24.08.1963 | Bundesliga-Auftakt gegen HSV | 30–38 000 | kicker • DFB |
Die Zahlen markieren Wendepunkte: 1925 die Radio-Premiere als Medienmeilenstein, 1926 die Eröffnung als Start einer neuen Stadionära, 1951 der bis heute gültige Zuschauerrekord und 1963 das Bundesliga-Debüt vor über 30 000 Fans. Zusammen zeigen sie die Spannweite zwischen nationaler Bühne und regionalem Alltag.
Abweichungen in Besucherangaben sind quellenbedingt: Zeitgenössische Berichte, Verbandsdaten und spätere Zusammenstellungen nutzen teils unterschiedliche Zählmethoden. Unabhängig davon gilt die Hammer Straße in Spitzenzeiten als eines der bestbesuchten westdeutschen Stadien der Nachkriegsjahrzehnte, getragen von einer konstanten, lokalen Anhängerschaft.
Moderne Umgestaltung – Stand 2025
- Baustart Westtribüne
- 28. März 2025
- Gesamtgenehmigung
- 30. Juli 2025
- Projektseite
- lvm-preussenstadion.de
Nach jahrzehntelangen Diskussionen begann 2025 der konkrete Neubau. Am 28. März 2025 starteten die Arbeiten an der Westtribüne, am 30. Juli 2025 folgte die Erteilung der Gesamtgenehmigung.
Geplant ist ein schrittweiser Neubau bis 2027/28: Zuerst West, dann Ost- und Nordtribüne. Das Stadion wird zu einer reinen Fußballarena mit modernem Komfort, Logen, barrierefreien Zugängen und besserer Infrastruktur. Für die Fans ist besonders wichtig, dass die neue Ostkurve als Heimblock wieder die Rolle der „Fiffi-Gerritzen-Kurve“ übernimmt.

Fazit
Die Hammer Straße bündelt fast ein Jahrhundert Fußballkultur: Pionierleistungen, Rekorde, Bundesliga-Premiere und nun der Schritt ins moderne Stadionzeitalter. Die bauliche Erneuerung ändert die Form, nicht die Bedeutung – das Preußenstadion bleibt identitätsstiftender Ort für Verein und Stadt.
FAQ: Preußenstadion – Geschichte und Fakten
Wann wurde das Preußenstadion eröffnet?
Am 12. Juni 1926 an der Hammer Straße.
Wo fand die erste Live-Radioübertragung eines Fußballspiels in Deutschland statt?
Am 1. November 1925 in Münster: Preußen Münster gegen Arminia Bielefeld. Siehe auch Hintergrund.
Wie lautet der offizielle Zuschauerrekord im Preußenstadion?
40 000 gegen den 1. FC Nürnberg am 3. Juni 1951 (Quelle).
Welche Kurve ist die Heimat der aktiven Preußen-Fans?
Die Ostkurve, bekannt als „Fiffi-Gerritzen-Kurve“. Sie prägte über Jahrzehnte den organisierten Support.
Hatte das Stadion einen eigenen Bahn-Haltepunkt?
Ja. Der Haltepunkt „Münster-Preußenstadion“ wurde bis 1970 bedient (Bahnhof Geist).
Warum weichen die Angaben zur Zuschauerzahl beim Bundesliga-Auftakt 1963 ab?
Quellen nutzen unterschiedliche Zählweisen: kicker berichtet ~38 000, das DFB-Datencenter listet 30 000.
Wie hat sich die Kapazität des Stadions im Laufe der Zeit verändert?
In den 1950ern bis ~45 000; im 21. Jahrhundert aus Sicherheitsgründen deutlich reduziert, zuletzt um ~15 000, vor dem Neubau variierend je nach Auflagen.
Was umfasst der aktuelle Neubau ab 2025?
Schrittweiser Neubau: Start Westtribüne am 28. März 2025, Gesamtbaugenehmigung am 30. Juli 2025, Etappen bis 2027/28; geplante Heimkurve wieder an der Ostseite.